Nun sag, wie hast du’s mit dem Islam? Die fachbereichsüberspannende Gretchenfrage von Gesellschaftstheorie und Politik verlangt nach ausgefeilten und eindeutigen Begriffen. Fanny Müller‑Uri präsentiert in diesem Band daher auch mehr als nur eine Einführung in ein Forschungsfeld, sondern zeichnet über mehrere Schritte die Entwicklung hin zu einem „theoretischen Begriff des antimuslimischen Rassismus“ (98) nach, der eine explizite Alternative zu herkömmlichen Konzepten (Islamophobie, Antimuslimismus) darstellt. Müller‑Uri arbeitet dafür zunächst anhand verschiedener Materialien die wesentlichen Aspekte der „neuen Sichtbarkeit muslimischer Bevölkerungen“ (27) heraus: Hier erscheint der Kampf der Kulturen unter anderem als Nachfolger des Kampfs der Ideologien, der „die alten Konfliktachsen der Zeit des Kalten Krieges zunehmend überformt“ (28) und die rote durch die „grüne Gefahr“ (30) ersetzt. Dieser Zusammenhang wird anschließend als „fünfte Phase“ (54) des Orientalismus in einen geschichtlichen Kontext gesetzt. Der Kolonialismus habe genauso wie das moderne antimuslimische Ressentiment seine notwendigen „kulturalistischen Demarkationslinien“ (26), die den Islam als Einheit erst produzierten und dadurch eben nicht nur ausgrenzend, sondern spezifisch rassistisch wirkten. Müller‑Uri plädiert daher für einen „weiten Rassismusbegriff“ (71), um diese spezifisch „neorassistische Konfiguration“ (95) genauer zu erfassen. Der Begriff des antimuslimischen Rassismus zeigt dabei zwar auf, wie leicht Kritik am Islam aus feministischen, homonormativen oder queeren Perspektiven in rassistische Argumentationsmuster abgleiten kann. Die Frage, ob jenseits dieser Gefahr aber etwas an dieser Kritik dran sein kann – ob es sich also in bestimmter Konfiguration lohnen kann, auf Säkularität zu bestehen – bleibt unbeantwortet.