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Alexander Emmerich / Philipp Gassert

Amerikas Kriege

Darmstadt: Konrad Theiss Verlag 2014; 263 S.; geb., 24,95 €; ISBN 978-3-8062-2675-1
Das überragende Gewicht der Vereinigten Staaten von Amerika in den internationalen Beziehungen der Gegenwart ist nicht nur ein Effekt ihrer militärischen Fähigkeiten. Aber es ist unübersehbar, dass die militärische Show of Force bzw. der Einsatz militärischer Macht wesentlich zur globalen Relevanz der USA beitragen. Und mag auch so mancher westliche Kritiker hinter der scheinbar ununterbrochenen weltweiten Machtprojektion Washingtoner Administrationen das Big Business und/oder Ölinteressen vermuten und allgemein ein skrupelloses Verfolgen nationaler Interessen unterstellen – Alexander Emmerich und Philipp Gassert zeigen anschaulich und überzeugend, dass eine solche vereinfachte Interessenlage selbst George W. Bush nicht als Plattform für den zweiten Irak‑Krieg genügte. Die US‑amerikanische Demokratie war zweifellos von Beginn an wehrhaft, allerdings sucht man bei den Gründervätern vergeblich den Ursprung eines roten Fadens, der geradlinig gezogen durch mehr als 200 Jahre USA‑Geschichte im Irak und in Afghanistan wieder sichtbar würde. Die Autoren lassen viel Sympathie für ihren Untersuchungsgegenstand erkennen, zeigen allerdings dabei an keiner Stelle ihrer gut lesbaren Darstellung die Tendenz, in eine beschönigende Kritiklosigkeit politischer und militärischer Fehlentscheidungen abzugleiten. Bei ihrer Tour d’Horizon durch die US‑Kriegsgeschichte geht es den Autoren weniger um den Verlauf eines militärischen Engagements als vielmehr um die Motivation der politischen Entscheider. Die USA waren ab 1789 mehr als ein Jahrhundert damit befasst, zunächst das eigene Staatsgebilde gegen europäische Mächte zu verteidigen, um sich dann auf dem Kontinent territorial auszudehnen – auch gegen die Konkurrenz aus Europa – und im Bürgerkrieg schließlich eine Krise um die politische Ausrichtung eben dieses Staates auszufechten. Der Paradigmenwechsel US‑amerikanischer Außen‑ und Sicherheitspolitik, dessen Folgen wir heute immer noch erleben, erfolgte ab 1917. Sich einerseits verantwortlich – und auch berufen – dafür zu fühlen, die Demokratie in die Welt zu tragen und sie gegen ihre Feinde zu verteidigen: diesen Ansatz verfolgte Woodrow Wilson im Ersten Weltkrieg mit seinem Credo „the world must be made safe for democracy“ (7). Emmerich und Gassert zeigen, wie sich diese Überzeugung in der Form zwar wandelte, aber nicht in ihrem Kern, und wie sich dieses Politikverständnis nach dem Zweiten Weltkrieg vollständig zum Stützpfeiler Washingtoner Politik ausprägte, untermauert durch ein immer wieder aktualisiertes, klares Feindbild, das in der Bevölkerung nachvollzogen wurde und wird. Das mag keine neue Erkenntnis sein, die die Autoren herausarbeiten und eindrücklich präsentieren, aber sie ist nichtsdestoweniger belastbar und macht die Grundlage auch für die künftige Außen‑ und Sicherheitspolitik der USA sichtbar.
{AG}
Rubrizierung: 4.222.644.1 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Alexander Emmerich / Philipp Gassert: Amerikas Kriege Darmstadt: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38115-amerikas-kriege_46314, veröffentlicht am 26.02.2015. Buch-Nr.: 46314 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken