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Harald Müller

Amerika schlägt zurück. Die Weltordnung nach dem 11. September

Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag 2003; 288 S.; 12,90 €; ISBN 3-596-15774-9
Angesichts der US-amerikanischen Strategie einer unilateralen und einseitig militärischen Ordnungspolitik appelliert der Autor an die europäischen Akteure, ein Gegengewicht zu bilden. Die Europäische Union, die „- abgesehen von den USA - alle anderen Akteure in der Welt bei weitem überragt" (156), müsse „in den großen weltpolitischen Angelegenheiten, dort, wo es weltweit oder regional um Krieg und Frieden, um das Ringen um bleibende Ordnungsstrukturen geht" (161), ihre Kräfte bündeln und einsetzen. Nur der komplementäre Einsatz von „soft-power", also wirtschaftlicher und kultureller Aspekte von Macht, bei gleichzeitig hoher Legitimität dieses Vorgehens durch multilaterales Vorgehen und internationale Verrechtlichung kann der defizitären einseitigen Militärstrategie der USA ein Gegengewicht sein. Müller geht es geht also nicht um die - angesichts des technologischen Vorsprungs ohnehin illusionäre - Anpassung militärischer Fähigkeiten, sondern um die Ausbalancierung der Folgen einer desaströsen Politik. Letztlich hätten die sicherheitspolitischen Verschärfungen nach den Anschlägen des 11. September zu einem Verlust an Demokratie in der Sicherheitspolitik geführt, weil die Exekutive unverhältnismäßig gestärkt worden sei. Damit sei eine Lockerung oder Aufhebung rechtlicher Errungenschaften einhergegangen. Die scharfsichtige Analyse, die stets die Zusammenhänge im Auge behält, zeigt Funktionsmechanismen und strategische Defizite in gut lesbarer Weise auf. Angesichts der oben skizzierten Ergebnisse ist es folgerichtig, dass Müller ein pessimistisches Fazit zieht. Aus dem Inhalt: „Die Welt hat sich verändert" - Ein skeptischer Blick auf die These von der „Zeitenwende" Die Welt vor dem 11. September Wo kommt der Megaterrorismus her? Die Rehabilitierung des Staates: Die Wiederentdeckung der Kooperation Die amerikanische Reaktion: Militarisierte Hegemonie Europa: Ressentimentbeladene Gefolgschaft oder alternative Weltordnungsvision? Der Rest der Welt: Interessierte Kollaborateure, ängstliche Vasallen, resignierte Rivalen, ohnmächtige „Schurken" Die Bilanz: Entdemokratisierung der Sicherheitspolitik und Entrechtlichung der Weltpolitik Jenseits der Staatenwelt: Eine umfassende weltpolitische Strategie für das 21. Jahrhundert
Florian Peter Kühn (KÜ)
Dr., M. P. S., wiss. Mitarbeiter, Institut für Internationale Politik, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 4.22 | 4.3 | 4.41 | 2.25 | 2.64 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Florian Peter Kühn, Rezension zu: Harald Müller: Amerika schlägt zurück. Frankfurt a. M.: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/19156-amerika-schlaegt-zurueck_22243, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 22243 Rezension drucken