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Jerzy Maćków

Am Rande Europas? Nation, Zivilgesellschaft und außenpolitische Integration in Belarus, Litauen, Polen, Rußland und der Ukraine

Freiburg i. Br./Basel/Wien: Herder 2004; 328 S.; kart., 16,- €; ISBN 3-451-20800-8
Das Buch ist das Ergebnis eines mehrjährigen, von der Volkswagen-Stiftung geförderten Forschungsprojekts, für das der Autor ausgedehnte Forschungsreisen in die untersuchten Länder unternahm. Er analysiert „die Zusammenhänge zwischen Gesellschaft, Nation und supranationaler Integration“ (11). Dabei verzahnt er konsequent theoretisch anspruchsvolle Fragestellungen mit der Beschreibung der nationalen und gesellschaftlichen Besonderheiten von Polen, Belarus, der Ukraine, Russland und Litauen. Drei Leitfragen strukturieren die Studie: Erstens geht es darum, wie Nationen entstehen. Maćków diskutiert diese Frage vor dem Hintergrund der Kontroverse zwischen Konstruktivismus und Primordialismus. Zweitens fragt er nach dem Zusammenhang zwischen Nation bzw. Nationalismus einerseits und der Zivilgesellschaft andererseits. Er bezweifelt die Richtigkeit von Ernest Gellners These, wonach der Nationalismus dieselben Ursprünge habe wie die Zivilgesellschaft. Vielmehr versucht er zu beweisen, dass „moderner Nationalismus und moderne Nation auch ohne eine ausgeprägte civil society entstehen können“ (13). Die dritte Leitfrage gilt schließlich dem Verhältnis von Nationalismus und Systemtransformation bzw. supranationaler Integration. Am Beispiel von Belarus und der Ukraine weist Maćków nach, dass Nationalismus keineswegs eine Bedrohung für den Transformationsprozess sein muss. Die Entwicklung in beiden Ländern deute eher in die entgegengesetzte Richtung. In Polen und Litauen lägen die Dinge hingegen ganz anders. Beide hätten eine ausgeprägte, moderne nationale Identität entwickelt und es sei ihnen gelungen, ihre Staaten in supranationalen Strukturen einzubinden. Maćków widerlegt auf eindrucksvolle Weise jene Strömungen der politischen Transformationsforschung, die so tun, als ob es lediglich auf gutes „politisches bzw. konstitutionelles Engineering“ ankomme (19). Gesellschaftlich-kulturelle und historische Faktoren spielen mindestens eine ebenso große Rolle.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.23 | 2.2 | 2.62 Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Jerzy Maćków: Am Rande Europas? Freiburg i. Br./Basel/Wien: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/22914-am-rande-europas_26166, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 26166 Rezension drucken