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Bettina Munimus

Alternde Volksparteien. Neue Macht der Älteren in CDU und SPD?

Bielefeld: transcript Verlag 2012 (Studien des Göttinger Instituts für Demokratieforschung 5); 276 S.; kart., 35,80 €; ISBN 978-3-8376-2211-9
Diss. Kassel; Begutachtung: W. Schroeder, F. Walter. – „Steigender Wohlstand, gesündere Ernährung, humanere Arbeitsbedingungen, verbesserte Hygiene, der Ausbau der sozialen Sicherung und Fortschritte bei der medizinischen Versorgung sind als Rahmenbedingungen maßgeblich verantwortlich für einen noch nie da gewesenen Prozess des gesellschaftlichen Alterns“ (54). Den demografischen Wandel bekommen auch die Volksparteien CDU und SPD zu spüren, über die Hälfte ihrer Mitglieder ist mittlerweile älter als 60 Jahre. Wie ist dieser altersstrukturelle Wandel einzuordnen? Bettina Munimus konzentriert sich bei der Beantwortung dieser Frage auf die Mitgliederebene der Parteien, die „party on the ground“ (24). Sie analysiert sie mithilfe von sorgfältig aufbereiteten Daten und Dokumenten sowie qualitativen Interviews mit aktiven Parteimitgliedern. Es zeigt sich, dass die Senioren‑Union und die Arbeitsgemeinschaft SPD 60plus zwar die Interessen der älteren Parteimitglieder vertreten, jedoch werden sie „weder als Rekrutendepot noch als Karrierepool“ genutzt. Der politische Einsatz bei ihnen führt vielmehr – realistisch betrachtet – zum „Abstieg des politischen Karriereverlaufs“ (230). Für die Mehrheit der Älteren sei die Parteiarbeit eher eine Freizeitbeschäftigung als eine politische Karriereperspektive, schreibt Munimus, was sich u. a. an der Unterrepräsentation der Über‑60‑Jährigen im Bundestag ablesen lasse. Trotzdem leisteten die Seniorenmitglieder als Beitragszahler, Multiplikatoren und „Bodentruppen im Wahlkampf“ (268) einen enorm wichtigen Beitrag für die Parteien. „Die Parteiführungen von CDU und SPD stehen damit vor der Herausforderung, sich in einem divergenten Vielparteiensystem möglichst breit zu positionieren [und] gleichzeitig ihrer alternden Parteibasis normative Integrations‑ und Interaktionsmomente anzubieten“ (325), schlussfolgert die Autorin. In Zeiten steigender Politik‑ und Parteienverdrossenheit gewinnt die verständlich und präzise verfasste Studie über die potenzielle Entwicklung hin zu einer „Rentnerdemokratie“ (137) besondere Relevanz und deckt das drastische Demografie‑Problem der bundesdeutschen Mitgliederparteien eindrucksvoll auf.
Stefan Müller (SMÜ)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Trinity College Dublin.
Rubrizierung: 2.331 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Stefan Müller, Rezension zu: Bettina Munimus: Alternde Volksparteien. Bielefeld: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35744-alternde-volksparteien_43317, veröffentlicht am 13.02.2013. Buch-Nr.: 43317 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken