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Rolf Kowitz

Alfred Müller-Armack: Wirtschaftspolitik als Berufung. Zur Entstehungsgeschichte der Sozialen Marktwirtschaft und dem politischen Wirken des Hochschullehrers

Köln: Deutscher Instituts-Verlag 1998; 509 S.; brosch., 48,- DM; ISBN 3-602-14440-2
Diss. Köln; Erstgutachter: L. Haupts. - Der Band beinhaltet im Grunde drei Veröffentlichungen: eine Biographie Müller-Armacks mit 119 Seiten, die Entwicklung seines theoretischen Denkens (89 Seiten) und schließlich die politische Laufbahn als Abteilungsleiter im Bundeswirtschaftsministerium (232 Seiten). Diese Trennung hat didaktische Vorteile. Sachkundige finden schneller die Gegenstände ihres Interesses. Einsteiger können, wenn sie die Abschnitte chronologisch lesen, zunächst die Vita des Wissenschaftlers kennenlernen, durch die der folgenden grauen Theorie Leben eingehaucht wird, um abschließend das politische Wirken Müller-Armacks besser nachvollziehen zu können. So erschließt sich ein Bild, mit dem Kowitz auch Klischees brechen will. Er verortet den Namensgeber der Sozialen Marktwirtschaft nicht bei den Vertretern des Ordoliberalismus der Freiburger Schule. Müller-Armacks Vorstellungen reichten weiter als die der Ordoliberalen um Walter Eucken. Dieser habe zwar auch versucht, den älteren historischen Zweig mit dem jüngeren theoretischen Zweig der Nationalökonomie zu verbinden; während Eucken aber einen universalen Ansatz anstrebte, war Müller-Armacks Soziale Marktwirtschaft eine konkrete Antwort auf die deutsche ökonomische Misere nach dem Zweiten Weltkrieg (220). Kowitz betont in diesem Zusammenhang die religiöse Prägung des Konzepts der Sozialen Marktwirtschaft: "Sie sollte zugleich auch die Grundlage für ein erneuertes Wertesystem sein, in dem die Freiheit des einzelnen eher gesichert werden konnte als in anderen[,] zentral gesteuerten Wirtschaftsordnungen, in denen die individuelle Freiheit zwangsläufig zurückgedrängt werden mußte" (223). Das soziale Ziel sollte also nicht nur ein Abfallprodukt der marktwirtschaftlichen Ordnung sein. Erhard war nach Kowitz im Gegensatz zu Müller-Armack eher der praktische Wirtschaftspolitiker, der das Instrumentarium der Wirtschaftsordnung optimieren wollte, nicht ohne dabei auch gesellschaftspolitische Ziele zu verfolgen - Grundstein für die Kooperation mit Müller-Armack (224).
Stefan Lembke (SL)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.3 | 2.342 | 5.45 Empfohlene Zitierweise: Stefan Lembke, Rezension zu: Rolf Kowitz: Alfred Müller-Armack: Wirtschaftspolitik als Berufung. Köln: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/7518-alfred-mueller-armack-wirtschaftspolitik-als-berufung_10011, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 10011 Rezension drucken