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Marion Linke

Aktivierung statt passive Leistung. Der Wandel der dänischen Arbeitsmarktpolitik seit 1990

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2009 (Schriften des Zentrums für Sozialpolitik 17); 246 S.; kart., 32,90 €; ISBN 978-3-593-38750-5
Das Konzept des aktivierenden Sozialstaats, obschon inhaltlich keineswegs eindeutig gefasst, scheint das Modell des klassischen – versorgenden – Sozialstaats, wie er in der Nachkriegsära in vielen europäischen Ländern ausgebaut worden war, in ganzer Breite abgelöst zu haben. Das betrifft nicht allein, aber doch in besonderem Maße das Feld der Arbeitsmarktpolitik. Während im klassischen Konzept passive, einkommenssichernde Leistungen eine hohe Bedeutung hatten, setzt die aktivierende Arbeitsmarktpolitik die Teilnahme am Erwerbsleben an die erste Stelle. Mit dieser Umstellung ist eine Umsetzung systematisch individualisierender Maßnahmen verbunden, das betrifft ebenso Förder- wie Sanktionsinstrumente. Dänemark hat diesen Politikwechsel bereits in den frühen 90er-Jahren vollzogen und gilt europaweit als Vorbild, weil einerseits die Arbeitslosenquoten erheblich gesenkt werden konnten, andererseits aber dabei sanktionierende Instrumente eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Vor diesem Hintergrund analysiert die Autorin die dänische Arbeitsmarktpolitik für den Zeitraum von 1990 bis 2005 und berücksichtigt besonders Förderstrategien für Geringqualifizierte. Methodisch ist die Studie als Sekundäranalyse angelegt, die in breitem Umfang dänische Rechtsquellen und Sozialstatistiken auswertet. Der Fallstudie selbst ist eine differenzierte Diskussion von Ansätzen aktivierender Arbeitsmarktpolitik vorangestellt. In diesem Zusammenhang unterstreicht die Autorin zu Recht den Unterschied zwischen Enabling-Strategien, die hauptsächlich auf Qualifizierungsmaßnahmen zur Verbesserung individueller Arbeitsmarktchancen setzen, und Workfare-Strategien, die sich auf Vermittlungsleistungen in Verbindung mit Sanktionen und monetären Anreizen konzentrieren. In der dänischen Arbeitsmarktpolitik – so das Ergebnis – hatten zunächst in der 90er-Jahren Enabling-Strategien ein größeres Gewicht, seit dem Regierungswechsel 2001 gibt es eine Akzentverschiebung zu Workfare-Strategien.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.262 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Marion Linke: Aktivierung statt passive Leistung. Frankfurt a. M./New York: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29992-aktivierung-statt-passive-leistung_35546, veröffentlicht am 11.11.2009. Buch-Nr.: 35546 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken