Skip to main content
Roland Atzmüller

Aktivierung der Arbeit im Workfare-Staat. Arbeitsmarktpolitik und Ausbildung nach dem Fordismus

Münster: Westfälisches Dampfboot 2014; 197 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-89691-941-0
Roland Atzmüller, Assistenzprofessor am Institut für Soziologie der Johannes Kepler Universität Linz, befasst sich in dieser Studie mit den ambivalenten Entwicklungen des Wohlfahrtsstaates und der sozialen Sicherungssysteme, die sich in der Reaktion auf die „Durchsetzung des finanzgetriebenen […] Akkumulationsregimes des Postfordismus“ (12) herausgebildet haben. Zu diesen Ambivalenzen zählt unter anderem, dass sich nach der weltweiten Finanzkrise erneut die hegemoniale Deutung durchsetzen konnte, der zufolge eine durch wohlfahrtsstaatliche Leistungen und Lohnsteigerungen hervorgerufene Staatsschuldenkrise die eigentliche Krisenursache sei und nicht die deregulierten Finanzmärkte. Um diese Effekte zu erklären, rekapituliert der Autor die einschlägige Debatte über das Verhältnis von Staat und Autonomie im Kontext marxistischer Theorieansätze seit den 1970er‑Jahren. Unter Rückgriff auf Poulantzas‘ staatstheoretische Arbeiten und Offes (frühe) Analysen der Funktionen des Wohlfahrtsstaats orientiert Atzmüller seine Überlegungen an der These, der Postfordismus sei ohne eingehendere Untersuchung der Transformationen der Arbeitsteilung nicht zu verstehen. Für diese Zwecke diskutiert er das Konzept der Innovation bei Schumpeter und neo‑schumpeterianischen Ansätzen, den Taylorismus und dessen Ablösung im Zuge zunehmender Resubjektivierungen der Arbeit und den Wechsel vom fordistischen Wohlfahrtsstaat zum neoliberalen Workfare‑Staat. Die mit dem Titel des Buches angesprochenen neueren Tendenzen im Bereich der sogenannten aktivierenden Arbeitsmarktpolitik werden leider erst auf den letzten 30 Seiten thematisiert. Gerade weil Atzmüller in der sozialen „Re‑Konstruktion der Arbeitskraft […] eine zentrale Dimension post‑fordistischer Hegemonie“ (104) sieht, die unter dem Titel von Fördern und Fordern repressive (Workfare) mit pädagogisierenden Elementen (so unter der Parole des lebenslangen Lernens) verbindet, wäre hier eine ausführlichere Behandlung wünschenswert gewesen. So bleibt die plausible Kritik derartiger Pädagogisierungsstrategien, die strukturelle Widersprüche individualisieren, überwiegend abstrakt thesenhaft.
{MIR}
Rubrizierung: 5.412.2 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Roland Atzmüller: Aktivierung der Arbeit im Workfare-Staat. Münster: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38083-aktivierung-der-arbeit-im-workfare-staat_44945, veröffentlicht am 19.02.2015. Buch-Nr.: 44945 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken