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Ute Schaeffer

Afrikas Macher – Afrikas Entwickler. Reportagen zur afrikanischen Gegenwart

Frankfurt a. M.: Brandes und Apsel 2012; 248 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-86099-891-5
Zwar ist Afrika „insgesamt politisch und wirtschaftlich stabiler, demokratischer und friedvoller“ (8) als in früheren Jahrzehnten, dennoch haben die Menschen auf diesem Kontinent enorme soziale, wirtschaftliche und politische Hürden zu überwinden. Auf diese geht die Chefredakteurin der Deutschen Welle, die bis 2011 die Programme für Afrika und Nahost leitete, in ihren Reportagen ein. Darin geht es um Menschen, die Zivilgesellschaften und auch um die Frage, warum der Funke des arabischen Frühlings kein demokratisches Feuer in Subsahara-Afrika entfacht hat. Anhand von Länderbeispielen thematisiert Schaeffer Probleme, die für den Kontinent typisch sind und zeichnet dabei ein widersprüchliches Bild – wie etwa in Uganda: Einerseits sei dort eine Bereitschaft zu Reformen vorhanden, eine pragmatische Wirtschaftspolitik werde in Angriff genommen, ebenso ein entschlossenes Vorgehen gegen Aids. Andererseits komme es zur Einschränkung der Arbeitsmöglichkeiten von Journalisten. Eine ähnlich ambivalente Situation sieht sie in Tansania, wo die Regierung ein Programm namens „Agriculture first“ aufgelegt habe. Dessen Ziel sei es, nicht nur die eigene Bevölkerung ausreichend mit Nahrungsmitteln zu versorgen, sondern auch Agrarprodukte zu exportieren – gemäß dem Prinzip des ersten Präsidenten Tansanias Julius Nyerere, „‚Landwirtschaft ist das Rückgrat unserer Nation’“ (162). Diese Entwicklung bewertet sie zwar grundsätzlich als positiv, doch dabei werde zu wenig auf Kleinbauern, aber zu sehr auf ausländische Großbetriebe gesetzt. Das gelte auch für die Vermarktung der Rohstoffe, das Land sei reich an Gold, Diamanten und dem lokalen Edelstein Tansanit. Diese Mineralien werden im großen Stil ausgeführt, deren Anteil am Gesamtexport belaufe sich auf rund 40 Prozent, doch der Minensektor trage lediglich zu drei Prozent zum Bruttosozialprodukt bei, da ausländische Investoren großzügige Steuerbefreiungen für die ersten fünf Jahre ihrer Investitionen erhielten. Es mangele der Regierung an einer klaren Strategie, wie mit den Ressourcen so umzugehen sei, dass auch die breite Bevölkerung profitiere. Dass sich der faire Handel auf die Basis vorteilhaft auswirkt, verdeutlicht Schaeffer am Beispiel Ruandas mit Blick sowohl auf die Kleinunternehmen als auch auf deren Mitarbeiter. Doch insgesamt sei der Einfluss der Multis und internationalen Akteure in Afrika zu groß, die Eliten ordneten sich vielfach „unkritisch“ (165) unter. Schließlich verfüge der Kontinent über ausreichende Mittel, um seine Menschen zu ernähren und so äußert sich der Chef eines kleinen Dorfes in Togo: „Afrikaner essen Reis, sie essen Mais, sie essen Bananen. Und wir haben alles, um diese Dinge anzubauen [...]! Afrikaner müssen lernen, ihren eigenen Kontinent zu lieben.“ (168)
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.67 | 2.22 | 2.23 | 2.25 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Ute Schaeffer: Afrikas Macher – Afrikas Entwickler. Frankfurt a. M.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35112-afrikas-macher--afrikas-entwickler_42260, veröffentlicht am 15.11.2012. Buch-Nr.: 42260 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken