Skip to main content
Wolfgang Gehrcke / Christel Buchinger / Jutta von Freyberg / Sabine Kebir

Afghanistan - So werden die "neuen Kriege" gemacht. Deutschland und der Krieg am Hindukusch

Köln: PapyRossa Verlag 2011 (Neue Kleine Bibliothek 162); 235 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-89438-458-6
„Die deutsche Beteiligung an der Operation Enduring Freedom wurde durch das Los entschieden“ (9). Bei dieser Aussage handelt es sich für die Autoren aus dem Umfeld der Partei DIE LINKE um eine historische Wahrheit. Sie begründen sie damit, dass im Vorfeld der entscheidenden Abstimmung im Deutschen Bundestag unter den Abgeordneten der Grünen gelost wurde, wer gegen den Einsatz stimmen durfte und wer zur Sicherung der Regierungsmehrheit beitragen musste. Paradoxerweise haben die Abgeordneten von CDU/CSU und FDP, die das Mandat eigentlich befürworteten, zur Schwächung der rot-grünen Bundesregierung mit nein gestimmt. Gehrcke et al. hinterfragen die parlamentarische Realität, unter der die Entscheidung für eine deutsche Beteiligung an der International Security Assistance Force (ISAF) unter dem Mandat des UN-Sicherheitsrates zustande kam und diskutieren die politischen Umstände der Operation. Darüber hinaus untersuchen sie den möglichen Einfluss der Medien auf die Abgeordneten. Sie beleuchten die Perzeption des Einsatzes in den Printmedien BILD, taz und Die Zeit. Diese hätten den Einsatz von vornherein sehr unterschiedlich wahrgenommen oder ihr politisches Urteil im Verlauf des Einsatzes verändert. Insgesamt nehmen die Autoren eine sehr vielfältige und differenzierte Diskussion in den Medien wahr. Überraschenderweise kritisieren sie diese Meinungsvielfalt, die ihrer Meinung nach die Wahrnehmung der Abgeordneten in Bezug auf den Konflikt vernebelt und die Meinungsbildung der Gesellschaft erschwert. Nach Auffassung der Autoren lasse der Pluralismus in der deutschen Presselandschaft eine staatliche Zensur der Medien in Kriegszeiten obsolet werden. Ferner wird bedauert, dass dem Deutschen Bundestag die Kontrolle über das Mandat der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe für Afghanistan ISAF entglitten sei. Für die Autoren wird dies an der verschleiernden Informationspolitik der Bundeswehr deutlich, die zwar mit der Notwendigkeit zur Geheimhaltung militärisch relevanter Informationen begründet werde, aber letztendlich nur der Verdunkelung gegenüber dem Bundestag diene.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 4.21 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Wolfgang Gehrcke / Christel Buchinger / Jutta von Freyberg / Sabine Kebir: Afghanistan - So werden die "neuen Kriege" gemacht. Köln: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34048-afghanistan---so-werden-die-neuen-kriege-gemacht_40810, veröffentlicht am 08.09.2011. Buch-Nr.: 40810 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken