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Dominik Paul

Adenauer-Wahlkämpfe. Die Bundestagswahlkämpfe der CDU 1949-1961

Marburg: Tectum Verlag 2011 (Geschichtswissenschaft 17); 754 S.; pb., 34,90 €; ISBN 978-3-8288-2652-6
Diss. Köln; Begutachtung: H.-P. Ullmann. – In der formativen Phase der Bundesrepublik setzte Konrad Adenauer in mehrfacher Hinsicht Maßstäbe. Dominik Paul untersucht die Wahlkampfführung des ersten CDU-Vorsitzenden. Er fragt, „wie die Strategie [der Partei] auf die Wünsche der Bevölkerung abgestimmt wurde“ (264) und gliedert seine Arbeit dem Grunde nach chronologisch. Im Kern konzentriert er sich aber auf die Wahlen 1953 und 1957, weil 1949 eine Bundespartei fehlte und 1961 die Grenzen von Adenauers Autorität und körperlicher Kraft bereits zu erkennen waren. Über die beiden zentralen Adenauer-Wahlkämpfe legt Paul ein systematisches Raster und untersucht unter anderem die Organisation der Wahlkämpfe, die Methoden der Kampagnenführung, die Kandidatenauswahl, die inhaltlichen Botschaften, den Rednereinsatz und die Werbemittel. Somit lassen sich einzelne Elemente der Adenauerwahlkämpfe separat betrachten, ohne immer die Einordnung in das große Ganze vornehmen zu müssen. Allerdings ist der Gedankengang nicht frei von Redundanzen und abrupten Sprüngen. Auffällig sind auch manche Leerstellen, die aus Sicht des Autors „an dieser Stelle keine Rolle“ (237) spielen oder die „hier dahingestellt bleiben“ (356) sollen beziehungsweise für die „an dieser Stelle […] nicht der Raum“ (368) sei. Dadurch erlangt die Argumentation zuweilen einen apodiktischen Charakter, etwa wenn Paul sich überaus kritisch mit dem überlieferten Forschungsstand auseinandersetzt. Auch der normative Standpunkt des Autors tritt oft ein wenig unvermittelt und nicht immer hinreichend differenziert hervor. Besonders deutlich wird das, wenn er die durchaus kreative Finanzierungspraxis der CDU-Wahlkämpfe in jenen Jahren quasi als Notwehr rechtfertigt. Paul wirft der SPD mit Verweis auf zeitgenössische Quellen vor, dass sie ihren Wahlkampf habe günstiger finanzieren können, „da sie ihre Werbemittel in den parteieigenen Druckereien […] zu Preisen anfertigen lassen konnte, die weit unter dem tatsächlichen Wert lagen“ (195) und im Gegensatz zur CDU viele ehrenamtliche Helfer einsetzen konnte. Gespannt kann man sein, welche Schlüsse Paul über sein Werk hinaus zieht, da er als nunmehriger Büroleiter des niedersächsischen CDU-Generalsekretärs selbst in eine Wahlkampfstrategieplanung involviert ist.
Stephan Klecha (SKL)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Demokratieforschung der Universität Göttingen.
Rubrizierung: 2.313 | 2.331 | 2.332 Empfohlene Zitierweise: Stephan Klecha, Rezension zu: Dominik Paul: Adenauer-Wahlkämpfe. Marburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34618-adenauer-wahlkaempfe_41601, veröffentlicht am 12.01.2012. Buch-Nr.: 41601 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken