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Bernd Parusel

Abschottungs- und Anwerbungsstrategien. EU-Institutionen und Arbeitsmigration

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010 (VS Research); 269 S.; 34,95 €; ISBN 978-3-531-17316-0
Diss. Osnabrück; Gutachter: K. J. Bade, J. Oltmer, A. Lenschow. – Es dürfte unbestritten sein: Weltweite Migrationsbewegungen stellen für Europa eine anhaltende und angesichts der Überalterung der europäischen Gesellschaften künftig noch drängender werdende Herausforderung dar. Allerdings ist die EU von einer kohärenten Migrationspolitik, die Fragen von Migrationssteuerung, Integrationsförderung und Asylstandardisierung integriert, noch weit entfernt. Ein übergreifender Konsens ist bisher allein für eine Migrationspolitik erreicht worden, die hauptsächlich von sicherheitspolitischen Erwägungen bestimmt ist. So dienen die bestehenden Regelungen durch Bekämpfung illegaler Einwanderung und Drosselung der Aufnahme von Asylsuchenden und Flüchtlingen primär einer Abschottung des europäischen Raums. Erst in Ansätzen findet teils in einzelnen Mitgliedstaaten, teils auf EU-Ebene eine Debatte statt, in der die Zuwanderung von Drittstaatsangehörigen als wirtschaftlich relevanter Faktor angesehen wird. Vor diesem Hintergrund verfolgt der Autor mit seiner Studie zwei Zielsetzungen: Zum einen möchte er in deskriptiver Absicht Voraussetzungen einer gemeinsamen Migrationspolitik in der EU erarbeiten. Zum anderen geht es ihm am Beispiel dieses Politikfeldes darum, auf Basis einer historisch-institutionalistischen Sichtweise Interessen und Zuständigkeiten europäischer Institutionen und Akteure zu analysieren. In empirischer Hinsicht beruht die Untersuchung auf einer Dokumentenanalyse verfügbarer Policy-Papers (Europäische Kommission, Europäischer Rat, Europäisches Parlament). Der Autor erfasst die einschlägigen europäischen Debatten in dem Zeitraum von den Verträgen von Maastricht (1992) und Amsterdam (1997) über den EU-Gipfel von Tampere (1999) bis zu den wichtigen Dokumenten der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2005, dem „Grünbuch“ zur Arbeitsmigration und dem „Strategischen Plan“ für Zuwanderung. Insgesamt kommt der Autor zu einem eher skeptischen Resümee – die Chancen für eine europäische Migrationspolitik, die weder Zuwanderer aus Drittstaaten für ökonomische Zwecke bloß instrumentalisiert, noch die Problematik des Fachkräfteverlustes für Entwicklungsländer (Braindrain) ignoriert, sind nicht sehr hoch.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 3.5 | 3.3 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Bernd Parusel: Abschottungs- und Anwerbungsstrategien. Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32480-abschottungs--und-anwerbungsstrategien_38759, veröffentlicht am 30.08.2010. Buch-Nr.: 38759 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken