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Hans Mathias Kepplinger / Marcus Maurer

Abschied vom rationalen Wähler. Warum Wahlen im Fernsehen entschieden werden

Freiburg i. Br./München: Verlag Karl Alber 2005 (Alber-Reihe Kommunikation 30); 195 S.; geb., 28,- €; ISBN 3-495-48040-4
Der Verweis auf das eindrucksvolle Management der Elbeflut als einem wesentlichen Faktor für den Wahlerfolg Gerhard Schröders im Jahre 2002 gehört zu den gängigen Erklärungsansätzen zur letzten Bundestagswahl. Kepplinger und Maurer wollen mit ihrer „Mainzer Wahlstudie“ solche Erklärungsansätze hinterfragen. Es ist vielleicht weniger das Ereignis selbst, sondern vielmehr die medial vermittelte Vorstellung eines Ereignisses, die die Wahlentscheidung beeinflusst. Um diesem Zusammenhang näher auf den Grund zu gehen, führten Kepplinger und Maurer zwischen 1998 und 2002 elf Befragungen unter Wahlberechtigten im Rhein-Main-Gebiet durch. Sie wurden mit Tendenzen der Medienberichterstattung in Beziehung gesetzt. Aus dieser längerfristigen Beobachtung von Wählern ziehen die Verfasser teils weit reichende Schlussfolgerungen, die sie in einer pointierten Zusammenfassung bündeln. Vertrauenswürdigkeit sowie die Beurteilung der Persönlichkeit und Sachkompetenz der Spitzenpolitiker seien hauptsächlich durch den Tenor der Medienberichterstattung geprägt. Die Wähler unterlägen mithin einer „Illusion der autonomen Urteilsbildung“: „Was sie für ein eigenständiges Urteil über das aktuelle Geschehen und die Politiker halten, ist in Wirklichkeit meist der kollektive Nachvollzug von Folgerungen, die sich aus der Art der medialen Darstellung ergeben.“ (183 f.) Aufgrund dieser Schlussfolgerungen ziehen Kepplinger und Maurer die Annahme des „rationalen Wählers“ in Zweifel. Kombiniert mit der zunehmenden Personalisierung habe dieser Umstand nicht nur Konsequenzen für die Wählenden, sondern auch für das Anforderungsprofil derjenigen, die sich zur Wahl stellen: „Es dürften [...] eher mehr als weniger Politiker in Spitzenämter gelangen, die ausgezeichnete Voraussetzungen für den Machtgewinn, jedoch nur mäßige für die Machtausübung mitbringen.“ (189)
Manuel Fröhlich (MF)
Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
Rubrizierung: 2.333 | 2.332 Empfohlene Zitierweise: Manuel Fröhlich, Rezension zu: Hans Mathias Kepplinger / Marcus Maurer: Abschied vom rationalen Wähler. Freiburg i. Br./München: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/22087-abschied-vom-rationalen-waehler_25178, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 25178 Rezension drucken