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Peter Massing / Kerstin Pohl (Hrsg.)

Abnehmende Bevölkerung – zunehmende Probleme. Der demografische Wandel in Deutschland als Herausforderung. Eine Einführung

Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2013 (uni studien politik 53); 110 S.; 9,80 €; ISBN 978-3-89974891-8
Es ist allgemein anerkannt, dass der demografische Wandel gesellschaftliche Veränderungen nach sich zieht. In diesem Band werden politische Strategien auf den Feldern der Familienpolitik, der Zuwanderung, der (Generationen‑)Gerechtigkeit sowie der Raumordnungspolitik diskutiert. Einleitend halten die Herausgeber fest, dass die Bewertung der gesellschaftlichen Folgen des demografischen Wandels kontrovers ist und zwischen Zukunftsoptimismus (Gewinn an Lebenszeit) und ‑pessimismus (Lasten und Gefahren) schwankt. Stefan Fuchs und Tilman Mayer skizzieren in ihrem einführenden Aufsatz die Versäumnisse der Politik, den bestehenden Herausforderungen zu begegnen. Sie gehen davon aus, dass die „Lebensverhältnisse in dem zu gestaltenden politischen Raum“ (14) mit der Demografiestrategie der Bundesregierung nicht zu halten sein werden. Aufgrund der Fertilitätsentwicklung und der Alterung werde die Gesellschaft nicht nur bunter, sondern auch schrumpfen und werde damit zur „Belastungsprobe für die innergesellschaftliche Solidarität“ (17). Nach der Lektüre der Beiträge zu den vier Politikfeldern bleibt beim Rezensenten eine gewisse Ratlosigkeit zurück: Die Prozesse Schrumpfung, Alterung, Fertilitätsentwicklung und Migration müssen also zusammen betrachtet werden. Zugleich ist zu beachten, dass die Gesamtbevölkerung schrumpft, weil der medizinische Fortschritt ein höheres Lebensalter ermöglicht, große Kriege in Europa unwahrscheinlich sind, die Geburtenrate selbst bei größten Anstrengungen nicht das notwendige Niveau erreicht, um den Bestand der Bevölkerung zu sichern, in der persönlichen Lebensplanung Kinder eher eine Nebenrolle spielen und die Migration allein nicht geeignet ist, den Bevölkerungsrückgang aufzuhalten. Dann wäre es doch geboten, den Konsequenzen politisch zu begegnen, statt zu versuchen, das komplexe Phänomen zu bekämpfen. Einzig Hans‑Peter Gatzweiler trägt diesem Handlungsbedarf in seinem Beitrag zur Raumordnungspolitik Rechnung, indem er das Leitbild „Daseinsvorsorge sichern“ darstellt. Aber auch dieses zunächst positiv klingende Leitbild gleicht eher einem Rückzugsgefecht vor dem Eintreten des Unvermeidlichen. Die Konsequenzen einer innerstaatlichen Migration junger Bevölkerungsteile aus dem ländlichen Raum in Wachstumsregionen und den daraus folgenden Konsequenzen für überalterte, zum Teil entvölkerte Landstrichte, die sich in „blühende Landschaften“ verwandeln, lässt auch Gatzweiler offen.
Jörg Jacobs (JJ)
Dr., Politikwissenschaftler, Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation, Strausberg.
Rubrizierung: 2.352.3432.331 Empfohlene Zitierweise: Jörg Jacobs, Rezension zu: Peter Massing / Kerstin Pohl (Hrsg.): Abnehmende Bevölkerung – zunehmende Probleme. Schwalbach/Ts.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36722-abnehmende-bevoelkerung--zunehmende-probleme_44311, veröffentlicht am 13.02.2014. Buch-Nr.: 44311 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken