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Barbara Serloth

Abgeordnete in der österreichischen Demokratie. Rolle, Funktion und Image eines Berufes, der keiner sein soll

Innsbruck/Wien/Bozen: Studien Verlag 2012; 190 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-7065-4982-0
Barbara Serloths Untersuchung rückt die Politikakteure in Österreich in den Mittelpunkt, die zu Repräsentant_innen des Volkes gewählt wurden und in seinem Sinne politische Entscheidungen treffen. Gleichzeitig sollen sie aber auch die Nähe und das Gespräch zu den Wähler_innen (nicht nur im eigenen Wahlkreis) herstellen und halten, um zu informieren und zu erklären. Zunächst klärt Serloth vor dem Hintergrund dieser komplexen Aufgaben und Ansprüche an Politiker_innen, aber auch im Lichte ihres größtenteils schlechten Ansehens in weiten Teilen der Bevölkerung wichtige Begriffe und stellt theoretische Begründungen für das parlamentarische Regierungssystem (Gerhard Leibholz, Hans Kelsen und Max Weber) vor. In einem zweiten Schritt untersucht sie „die Rahmenbedingungen des parlamentarischen Systems und der Arbeitsfelder der weiblichen und männlichen Abgeordneten“ (18) in Österreich und bezieht explizit Fragen nach der Funktion, der Arbeitsrealität und der Rolle von Abgeordneten ein. Der empirische Teil der Arbeit ist vorrangig gestützt auf eine von einem Schweizer Umfrageinstitut durchgeführte Befragung von Abgeordneten, die die innerparlamentarische und innerparteiliche Macht‑ und Politikarchitektur persönlich einschätzen sollten. Serloth ergänzt dies durch einige selbst geführte Interviews, in denen Politiker_innen insbesondere hinsichtlich der politischen Karriere und der sozialen Absicherung Stellung bezogen. Zwar sollen laut dem Grundgedanken der Verfassung unterschiedliche Berufsgruppen ihre jeweiligen Erfahrungen in den Nationalrat einbringen und sie vertreten – das tatsächliche Bild sieht jedoch anders aus, stellt Serloth unter anderem fest, und führt die Ablehnung des Berufspolitikertums ad absurdum. Denn die Abgeordneten entstammen fast ausschließlich mittleren und höheren Bildungsschichten und üben ihre Tätigkeit zeitlich begrenzt in Vollzeit aus. Diese Tatsache müsse einerseits zu einer Neudefinition des Berufs „Abgeordnete/r“ führen, andererseits gelte es, die Durchlässigkeit zwischen politischer Tätigkeit und (vorherigem und anschließendem) Zivilberuf zu erhöhen.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.4 | 2.21 | 2.24 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Barbara Serloth: Abgeordnete in der österreichischen Demokratie. Innsbruck/Wien/Bozen: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35979-abgeordnete-in-der-oesterreichischen-demokratie_42725, veröffentlicht am 17.07.2013. Buch-Nr.: 42725 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken