V. Wrangel läßt den Leser in seiner Autobiographie zunächst seine kurze, unbeschwerte Kindheit als Sohn eines altadeligen Gutsbesitzers miterleben, bevor Diktatur und Krieg sein Leben prägen. Als Journalist in Hamburg startet v. Wrangel einen Neubeginn, steigt bis 1965 zum Chefredakteur beim NDR auf und wird später, von 1982 bis 1988, Programmdirektor beim NDR-Hörfunk. Mit der ersten erfolgreichen Wahlkreiskandidatur bei der Bundestagswahl 1965 beginnt die siebzehnjährige Mitgliedschaft im Parlament. V. Wrangel gehört bald nicht nur zur engeren Führungsspitze der CDU/CSU-Fraktion, sondern ist auch Mitglied der Kammer für öffentliche Verantwortung der Synode der EKD und Mitglied im Präsidium des Kuratoriums Unteilbares Deutschland. Auffällig ist die Rechtfertigung der ablehnenden Haltung der CDU/CSU am Beginn der siebziger Jahre zu Brandts Ostpolitik. Zu dem fehlgeschlagenen Mißtrauensvotum 1972 wären nähere Ausführungen zu den Hintergründen wünschenswert gewesen. Der ansonsten gute Informationsgehalt ist durch die spezifische Perspektive eines Spitzenpolitikers bedingt. Berichtet wird von strategischen Überlegungen, Kontakten zu anderen Führungspersonen, aber auch von Situationen, die die persönlichen Belastungen deutlich werden lassen, z. B. einer anders gesonnenen Mehrheitsmeinung in den Medien und in der Öffentlichkeit unpopuläre Beschlüsse "verkaufen" zu müssen. Insgesamt sieht sich v. Wrangel selbst zwar - ebenso wie auch andere - als ein "Opportunist", der aber im großen Strom der Parteiüberzeugungen "eigene Zeichen zu setzen vermochte und die Richtung des Stromes mitbestimmen konnte". Für den Autor ist Politik kein schmutziges Geschäft, aber er beklagt angesichts zunehmenden Lobbyismus, daß "der unabhängige, originelle Abgeordnete immer seltener" geworden sei, wofür er mangelhafte Ausleseprinzipien und finanzielle Ausstattung verantwortlich macht (126 f.).