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Ulrike Graalfs-Lordkipanidze

A Critical Geopolitical Assessment of the Georgian-Abkhaz Peace Process. Successes, Setbacks, and Collapse (1990-2008)

Berlin: Freie Universität Berlin 2015 (http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000017204/Dissertation_Graalfs_GeorgianAbkhazPeaceProcess.pdf); III, 335 S.
Politikwiss. Diss. FU Berlin; Begutachtung: L. Mez, D. Boden. – Kurz nachdem Georgien als unabhängiges Land Mitglied der UNO wurde, brachen 1992 in den Landesteilen Abchasien und Südossetien Sezessionskriege aus. Der dann schwelende Konflikt zwischen den abtrünnigen Gebieten und dem georgischen Zentralstaat eskalierte 2008 erneut und führte zu einer offenen militärischen Auseinandersetzung zwischen Georgien und Russland. Trotz intensiver Bemühungen internationaler Akteure habe der Konflikt in der post‑sowjetischen Ära nicht nachhaltig beigelegt werden können, konstatiert Ulrike Graalfs‑Lordkipanidze. Sie untersucht in ihrer Dissertation die Hintergründe des Scheiterns des georgisch‑abchasischen Friedensprozesses seit 1990 und speziell die Auslöser der Eskalation von 2008. Für ihre Fallstudie setzt sie unter anderem auf den Ansatz der Kritischen Geopolitik, einer Theorie der Politischen Geografie. Die Autorin geht detailliert auf die historischen Wurzeln der Auseinandersetzung ein. So hätten sich infolge des Zusammenbruchs der Sowjetunion nationalistische Strömungen in Georgien verstärkt, die aber unter Angehörigen der Minderheiten auf Ablehnung gestoßen seien. Die Abchasen etwa hätten sich gegen den Ruf nach georgischer Unabhängigkeit gewandt und weiter auf eine enge Bindung zu Russland gesetzt. Die erste Eskalation in den frühen 1990er‑Jahren führt die Autorin auf die instabile innenpolitische Lage zurück, die Georgien an den Rand des Staatsversagens geführt habe. Das Eingreifen externer Mächte sei für die damalige Krise kein entscheidender Faktor gewesen. Allerdings sei der spätere Verhandlungsprozess dann davon beeinträchtigt worden, dass die Akteure ihr Vorgehen nach überregional relevanten geopolitischen Aspekten ausgerichtet hätten. Nach Graalfs‑Lordkipanidze wurde der Konflikt in Abchasien so von einem inländischen in einen internationalisierten Konflikt verwandelt. Die Externalisierung und Internationalisierung des Konflikts habe den Friedensprozess stark negativ beeinflusst. Der russisch‑georgische Krieg 2008 und die anschließende russische Anerkennung der abchasischen Unabhängigkeit habe einen Paradigmenwechsel im Friedensprozess dargestellt, der für die absehbare Zukunft keine Lösung des Konflikts erwarten lasse.
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Rubrizierung: 4.412.632.62 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Ulrike Graalfs-Lordkipanidze: A Critical Geopolitical Assessment of the Georgian-Abkhaz Peace Process. Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39663-a-critical-geopolitical-assessment-of-the-georgian-abkhaz-peace-process_48226, veröffentlicht am 04.05.2016. Buch-Nr.: 48226 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken