Im „Corona-Monitor“ erschienen 2020 diverse Berichte über soziale Kämpfe und gesellschaftliche Transformationen in der Covid-19-Pandemie online. Daraus stellen 24 Autor*innen eine Auswahl mit bisher unveröffentlichten Texten zusammen. Neben sozialen Folgen und lokalen Auswirkungen thematisieren sie auch rassistische, rechtspopulistische und -extremistische Entwicklungen innerhalb der Covid-19-Krise. Ziel ist es, deren soziale Folgen mehrdimensional als noch nicht abgeschlossene Erscheinungen gesellschaftlich und (politik-)wissenschaftlich greifbar zu machen, so Jonas Rädel.
In seinem Pandemischen Manifest?“ entwickelt Hans-Jürgen Burchardt "die Grundzüge einer menschen- und umweltfreundlicheren Gesellschaftsordnung?“, die, wie Rezensent Alfred Pfaller hervorhebt, nicht auf eine ferne Zukunft abzielten, sondern dazu gedacht seien, ein unmittelbar in Angriff zu nehmendes Transformationsprogramm?“ anzustoßen. Ebenso betont Pfaller Burchardts Überzeugung, dass mit politischem Willen umfassender Wandel möglich sei und die Pandemie hierfür die nötigen Voraussetzungen geschaffen habe. Rezepte, wie der Beharrungskraft des Bestehenden beizukommen sei, liefere das Werk allerdings nicht.
Indem man andere schützt, schützt man sich selbst. Diese Idee, so Heinz Bude im Interview mit Christian Krell, sei der Basismechanismus von Solidarität. Zu Beginn der Corona-Krise sei sie vorhanden gewesen, doch mittlerweile befinde sie sich in Gefahr. Einen Ausweg biete sowohl die Wiederbelebung der kommunalen Ebene als auch ein solidarisches Handeln auf Ebene der Europäischen Union – so ließen sich die Folgen der Corona-Krise gemeinsam bewältigen. Christian Heuser hat die Publikation besprochen.
Ein neues Zentrum am WZB widmet sich der Erforschung der Zivilgesellschaft. Mit dem gemeinsam mit der Evangelischen Akademie Tutzing vorgelegten Sammelband ist ihm nach Meinung unseres Rezensenten Michael Kolkmann ein „beachtlicher Einstieg“ gelungen. Indem die Aufsätze auf historische Wendepunkte für die Entwicklung der bundesdeutschen Bürgergesellschaft eingehen, unterschiedliche soziale Bewegungen und Akteure in den Blick nehmen und neue Herausforderungen durch die Corona-Pandemie thematisieren, gelingt es ihnen aus Kolkmanns Sicht, die Bandbreite des Begriffs „Zivilgesellschaft“ aufzuzeigen.
„Alternative Fakten“ oder „Fake News“ sind längst geläufige Begriffe. Sie sind Ausdruck für ein Problem, mit dem sich die Politik in den vergangenen Jahren zunehmend konfrontiert sieht: Wahrheit hat an Eigenwert verloren. Nicht mehr Fakten, sondern Gefühle und persönliche Einschätzungen prägen die öffentliche Meinung. Mit Myriam Revault d’Allonnes fragt eine französische Philosophin aufgrund des Aufkommens des Phänomens der „Postwahrheit“ unter Rückgriff auf Gedankengänge Platons, Aristoteles‘, Hannah Arendts und Michel Foucaults in der hier vorgelegten historisch-begrifflichen Genealogie nach dem Verhältnis von Wahrheitsregime und Politik sowie nach seiner möglichen Radikalisierung im Bereich des Politischen.
Thomas Mirbach hält den Versuch von Cornelia Koppetsch, „‚sich einen soziologischen Reim auf den Aufstieg der neuen populistischen Rechtsparteien zu machen‘“ für profiliert. Sie deutet den Aufstieg des Rechtspopulismus als „‚eine aus unterschiedlichen Quellen gespeiste Konterrevolution gegen die Folgen der […] Globalisierungs- und Transnationalisierungsprozesse“. Hinter dem Aufstieg von rechten Bewegungen stünden nicht nur (strukturelle) Ursachen, die sich aus einer Beobachterperspektive erschließen lassen, sondern auch Gründe von Akteuren, denen ein Erleben von Deklassierung zugrunde liegt.