Armutsverständnis im Wandel

Armutsverständnis im Wandel. Eine Rekonstruktion der Armutsforschung und eine gerechtigkeitsbegründete Darstellung der Armutskonzeption der CEPAL und der Weltbank von 1948 bis 2008
Politikwiss. Diss. Duisburg-Essen; Gutachter: D. Messner, M. v. Hauff. – Überzeugend stellt die Autorin die Vielschichtigkeit und Komplexität des Armutsbegriffes dar. Aufbauend auf unterschiedlichen theoretischen Gerechtigkeitsvorstellungen (am Beispiel von John Rawls und Amartya Sen) wird zunächst ein analytisches Instrumentarium entwickelt, um die unterschiedlichen und teils widersprüchlichen Facetten der Armutsdiskussion aufzuzeigen. Am Beispiel der Entwicklungen der Armutsverständnisse der Weltbank und der CEPAL (UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik) seit 1948 wird deutlich, wie sehr die Diskussion im Spannungsfeld von ethisch-normativen und theoretischen Grundverständnissen einerseits und jeweils aktuellen ökonomischen und politischen Macht- und Interessenkonstellationen andererseits angesiedelt ist. Diese Erkenntnis für sich ist zwar nicht neu, aber bislang selten mit Blick auf die daraus resultierenden Konsequenzen, geschweige denn in vergleichender Perspektive analysiert worden. Es zeigt sich, dass das genannte Spannungsfeld sich entsprechend auf die konkreten Umsetzungsmaßnahmen auswirkt, etwa wenn zum Beispiel entwicklungs- und strukturpolitische mit verteilungspolitischen Aspekten ein und desselben Maßnahmenpakets im Widerspruch stehen. Diese Widersprüche – und das ist wohl die wichtigste Aussage der Studie – können nur dann aufgelöst werden, wenn Armutsbekämpfung über rein verteilungs- und eingliederungspolitische Maßnahmen hinausgeht und die Förderung von demokratischer Teilhabe und politischer Partizipation einbezieht.