Der Lockvogel. Die tödliche Geschichte eines V-Mannes zwischen Verfassungsschutz und Terrorismus
Der "Spiegel"-Chefredakteur Aust fragt, wie weit der Staat in seinen Versuchen gehen darf, verfassungsfeindliche Tendenzen zu bekämpfen. Am Beispiel Ulrich Schmückers, der 1974 in Berlin erschossen wurde, legt er die Verbindungen des Verfassungsschutzes zu terroristischen Gruppen dar. Akribisch recherchiert Aust, aufbauend auf seinem Buch "Kennwort Hundert Blumen" von 1980, die neuen Erkenntnisse und bietet einen präzisen Einblick in die Terrorszene der siebziger Jahre. Hart an der Grenze zur Illegalität, zum Teil deutlich darüber hinaus, beeinflusste der Inlandsgeheimdienst seine Informanten. Schmücker wurde nach einer Verhaftung angeworben, gestand einen geplanten Anschlag und versuchte, in der linken Szene wieder Fuß zu fassen. Seine Bemühungen wurden genau beobachtet und geleitet, er wurde aber als Verräter von der "Bewegung 2. Juni" erschossen. Verschiedene, kaum oder schlecht geführte V-Leute waren in diese Tat verwickelt. Insofern ist nicht erstaunlich, dass die beteiligten Dienste die bis in die frühen 90er-Jahre andauernden Ermittlungen zu behindern versuchten.