"Judenfeindschaft - als rassistischer Antisemitismus ebenso wie in der älteren Form des religiös motivierten Antijudaismus - braucht Bilder als Kristallisationskerne. Die Wirkung der öffentlichen Bilder - [...] - ist davon abhängig, ob daraus imaginäre Bilder, geläufige Vorstellungen, geworden sind. Bilder in den Köpfen, die als abrufbare Codes funktionieren." (10) Vom Standpunkt dieser einleitend formulierten These analysiert der Autor Erscheinungsformen, Spielarten und Wirkungsweisen antijüdischer Verhaltensmuster im deutschsprachigen Raum in der zweiten Hälfte des 19. und im 20. Jahrhundert. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass mit der Niederlage des Nationalsozialismus seit 1945 wohl eine deutliche Abnahme der Präsenz antisemitischer Bilder in der Öffentlichkeit bemerkbar und deren Verbreitung in Deutschland weitgehend unter Strafe gestellt sei. Mittelbar müsse jedoch aus Äußerungen und Darstellungen vielfach auf eine andauernde Wirksamkeit der rassistischen "Bilder vom Juden" geschlossen werden. Inhalt: 1. Antisemitische Bilder. Statt einer Einleitung; 2. Das Bild vom mächtigen und reichen Juden; 3. Das Konstrukt der jüdischen Verschwörung gegen die Welt. Die "Protokolle der Weisen von Zion"; 4. Die jüdische Erfahrung. Die Legende von der deutsch-jüdischen Symbiose vor 1933; 5. Judenfeindschaft als Zeitgeist. Theodor Fontane und die wilhelminische Gesellschaft; 6. "Man muß sich schämen, Jude zu sein". Tucholsky, die Juden in Deutschland und der Antisemitismus vor 1933; 7. Mythos Anne Frank; 8. Judenfeindschaft aus Abwehr. Aktualität und Tradition des Antisemitismus in der Schweiz; 9. Zwischen Antisemitismus und Philosemitismus. Juden in Deutschland nach 1945; 10. Antisemitismusforschung als gesellschaftliche Notwendigkeit und akademische Anstrengung.