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Heiko Borchert

Europas Sicherheitsarchitektur. Erfolgsfaktoren - Bestandsaufnahme - Handlungsbedarf

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1999 (Nomos Universitätsschriften: Politik 102); 320 S.; brosch., 50,62 €; ISBN 3-7890-6094-1
Staatswiss. Diss. St. Gallen; Gutachter: J. M. Gabriel, A. Riklin. - Die Arbeit entstand im Kontext des Forschungsprojekts "Ein sicherheitspolitisches Modell für Europa im 21. Jahrhundert", das sich neben anderen Projekten (gefördert vom Schweizerischen Nationalfonds) mit Grundlagen und Möglichkeiten der schweizerischen Außenpolitik beschäftigte. Borchert stellt zu Beginn klar, dass seine Arbeit dem "hierarchisch-idealistischen Argument" (17) folgt, "indem [... er] dafür [eintritt], Politik nicht nur inner-, sondern auch zwischenstaatlich durch institutionelle Vorkehrungen an Regeln zu binden" (17). Davon ausgehend entwickelt er fünf Erfolgsfaktoren einer gesamteuropäischen Sicherheitsstruktur, die jeweils spezifische Gefährdungen bannen: "Die Demokratisierung der politischen Systeme reduziert die Kriegsneigung der Staaten, weil sie insbesondere die Kosten der Kriegsführung erhöht. Institutionen schaffen Ordnung, weil sie die Regellosigkeit des anarchischen internationalen Systems überwinden. Leadership sorgt für die unerlässliche Initialzündung zur Auslösung kooperativen Verhaltens und trägt damit dazu bei, die inhärente Passivität einer multilateralen Ordnung zu beheben. Und schließlich stellt die Integration, verstanden als Souveränitätstransfer an supranationale Organe, ein wirksames Mittel zur Verhinderung der Renationalisierung internationaler Politik dar." (285) Den Beitrag der verschiedenen Organisationen in Europa (EU, OSZE, NATO, WEU) misst Borchert nun anhand dreier Dimensionen: militärisch, wirtschaftlich und politisch-rechtlich. Kaum überraschend werden hier jeweils Stärken und Defizite der Organisationen unter- und miteinander festgestellt. Die Arbeit endet mit einem Plädoyer für bessere Harmonisierung der Fortschritte in den verschiedenen Dimensionen. Insofern liegt der Schwerpunkt der Arbeit mehr in der "Bestandsaufnahme", die durch eine Vielzahl von Schaubildern unterstützt wird, in denen sich nicht nur Organigramme der behandelten Organisationen finden, sondern auch Diagramme zu ihrem Charakter als politische Systeme, die die Fähigkeit entwickeln, ihrerseits "Leadership" auszuüben. Im Zentrum der Darstellung stehen daneben auch begriffliche Klärungen und eine Übersichtstabelle zu verschiedenen Theorieansätzen.
Manuel Fröhlich (MF)
Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
Rubrizierung: 4.2 | 4.22 | 4.21 | 3.6 Empfohlene Zitierweise: Manuel Fröhlich, Rezension zu: Heiko Borchert: Europas Sicherheitsarchitektur. Baden-Baden: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9331-europas-sicherheitsarchitektur_14411, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 14411 Rezension drucken