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Ines Pohl (Hrsg.)

Schluss mit Lobbyismus! 50 einfache Fragen, auf die es nur eine Antwort gibt

Frankfurt a. M.: Westend Verlag 2012; 224 S.; brosch., 14,99 €; ISBN 978-3-86489-024-6
„Die Forderung ‚Schluss mit Lobbyismus‘ meint […] nicht, diese Einflussnahme zu stoppen“ (9), erklärt Ines Pohl, Chefredakteurin der taz. Einflussnahme sei politisch durchaus wichtig, bedeutend sei aber auch, die „Auswüchse zu stoppen und zu verhindern, dass sich Partikularinteressen zuungunsten des Gemeinwohls durchsetzen“ (10). In diesem Sinne verspricht Pohl „eine erhellende Lektüre, die […] aufregen soll“ (11). In einem ausführlichen Interview mit Timo Lange von LobbyControl zu Beginn des Buches wird der Rahmen abgesteckt, anschließend liefern knapp 20 Autoren der taz 50 Beispiele von Lobbyismus in der Politik. Zentrale Kritikpunkte in allen geschilderten Fällen sind die Unterschiede in der politischen Macht verschiedener Lobby-Akteure und die mangelhafte Durchsichtigkeit ihres Handeln und ihres Einflusses. Wichtig sei, die Demokratie weiterzuentwickeln, sie zu stärken und kritisch zu bleiben, schreiben die Autoren und plädieren für eine „kritische Publizität“ (60). Zwar werden in dem Buch viele mehr oder weniger bekannte Fälle von Lobbyismus geschildert, allerdings zeigen sich auch einige inhaltliche und stilistische Schwächen, so etwa Quellen-Verweise auf Wikipedia. Auffällig ist eine polemische und unsachliche Wortwahl, von „erneute[r] Kolonialisierung“ (133) im Zusammenhang mit Entwicklungszusammenarbeit bis hin zur Nutzung des Konjunktiv II in der Argumentationsstruktur. Inhaltlich wird der Lobbyismus-Begriff so weit gefasst, dass darin auch eine generelle Kapitalismuskritik Platz findet. Gleichzeitig wildert das Buch auch auf eigentlich themenfremden Feldern wie der Bilderberger-Verschwörung. Wo wissenschaftliche Quellen fehlen, wird kurzerhand auf „ein[en] Focus-Leser“ oder „de[n] Leserbriefschreiber“ (207) verwiesen. Um insgesamt auf die Zahl von 50 Lobbyismus-Darstellungen zu kommen, doppelt sich auch die Debatte um die „Lebensmittelampel“ (125, 135). Abschließend wird die Reportage der New York Times über den Irak-Krieg mit dem Überfall der Nazis auf den Sender Gleiwitz verglichen – es „zeigt, dass sich nichts geändert hat, seit [den] Nazis“ (106). Am Ende bleibt der Eindruck einiger interessanter Lobbyismus-Darstellungen, der allerdings dadurch geschmälert wird, dass es nicht gelingt, trennscharf und strukturiert mit der Thematik umzugehen.
Vincent Wolff (VW)
Student der Politikwissenschaft, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
Rubrizierung: 2.2 | 2.331 | 2.22 | 2.34 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Vincent Wolff, Rezension zu: Ines Pohl (Hrsg.): Schluss mit Lobbyismus! Frankfurt a. M.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9268-schluss-mit-lobbyismus_43255, veröffentlicht am 24.01.2013. Buch-Nr.: 43255 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken