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Hans Peter Schütz

Wolfgang Schäuble. Zwei Leben. Ein Porträt

München: Droemer 2012; 317 S.; geb., 19,99 €; ISBN 978-3-426-27582-5
„Weshalb machte dieser Mann alles mit? Ließ all das mit sich machen? Weit mehr, als in ein normales politisches Leben passt“ (277), fragt der „Stern“-Journalist Schütz im letzten Kapitel seiner Biografie über Wolfgang Schäuble. Dessen Leben könne nicht nur wegen des Attentats im Oktober 1990, das der Autor miterlebte und als Folge fehlender Sicherheitsvorkehrungen durch die Polizei charakterisiert, in zwei Teile gegliedert werden, sondern auch aus politischer Perspektive: In seinem ersten politischen Leben habe sich der Christdemokrat „von Kohl als Kronprinz missbrauchen“ lassen. Später habe Angela Merkel „in Schäubles zweitem Leben trickreich gegen ihn“ (277 f.) intrigiert. Dies sei vor allem bei dem „Schauspiel der Demütigung“ (201) im Vorfeld der Bundespräsidentenwahl 2004 deutlich geworden. Dass der CDU-Politiker alles mit sich habe machen lassen und dann 2005 auch noch in das Kabinett Merkel gegangen sei, lasse sich nur mit seiner Liebe zur Politik erklären – beziehungsweise mit seiner Abhängigkeit von dieser: „Ich lebe lieber mit Politik als ohne“ (279), so wird er zitiert. Der politische Weg Schäubles, der trotz des Dazugehörens zur ersten Garde in Fraktion, Partei und Regierung nicht in die allerhöchsten Ämter führte, wird von Schütz anschaulich und lesenswert dargestellt. Dabei lässt der Autor nicht nur seine Bewunderung für Schäuble (z. B.: „perfekte Effizienz im Detail, operatives Denken des leidenschaftlichen Schachspielers“ [128]) erkennen, sondern stellt auch kritische Fragen: „Wer den Werdegang von Wolfgang Schäuble kennt, wird kaum glauben, dass dieser von seiner Verantwortung für die Geldwäschebekämpfung nichts gewusst haben will“ (255). Aber nicht nur der Politiker Schäuble wird beleuchtet, sondern auch der Mensch. Hierfür sind die Interviews mit Ehefrau und Bruder von besonderem Wert. So hätte Ingeborg Schäuble ihren Mann lieber als Richter denn als Politiker gesehen. Und (der inzwischen verstorbene) Thomas Schäuble berichtete, sein Bruder habe ihm gesagt: „Je älter ich werde und je mehr ich als Finanzminister sehe, desto größer wird meine Skepsis gegenüber dem Kapitalismus“ (102).
Hendrik Träger (HT)
Dr., Politikwissenschaftler, Lehrkraft für besondere Aufgaben, Institut für Politikwissenschaft, Universität Magdeburg und Institut für Politikwissenschaft, Universität Leipzig.
Rubrizierung: 2.3 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Träger, Rezension zu: Hans Peter Schütz: Wolfgang Schäuble. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9250-wolfgang-schaeuble_43225, veröffentlicht am 17.01.2013. Buch-Nr.: 43225 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken