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Norbert Sievers / Bernd Wagner (Hrsg.)

Jahrbuch für Kulturpolitik 2012. Band 12: Neue Kulturpolitik der Länder. Hrsg. für das Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft e. V.

Essen: Klartext 2012; 358 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-8375-0795-9
Wie kann „Kulturpolitik so gestaltet werden […], dass sie langfristig Verlässlichkeit für die Kulturschaffenden ermöglicht, zugleich aber offen bleibt für neue Entwicklungen?“ (116) Diese von der brandenburgischen Kulturministerin Sabine Kunst formulierte Frage könnte mit der Ergänzung „und sich rechnet“ über allen Beiträgen des Sammelbandes stehen. Politiker, Kulturschaffende, Wissenschaftler und Berater präsentieren in der zwölften Ausgabe des Jahrbuchs kulturpolitische Konzepte und Projekte einzelner Bundesländer. In den unterschiedlichen Rubriken – unter anderem „Kulturelle Bildung“ und „Regionalisierung“ – sind manche Länder mehrfach vertreten, für einen vollständigen Überblick fehlen Schleswig‑Holstein und Berlin. Dafür wird ein „Blick über die Grenzen“ in die Schweiz und nach Österreich gewährt. Auch kritische Stimmen kommen zu Wort: Für Achim Könneke ist die Umsetzung des kulturpolitischen Konzepts Baden‑Württembergs, „Kultur 2020“, „mehr mutloser Abgesang […] denn perspektivenreiche Zieldefinition“ (171) der letzten Landesregierung. Dies gelte insbesondere, messe man sie an der bemerkenswert konkret formulierten „Mutter aller Konzeptionen“ (171), der Kunstkonzeption des Landes von 1989. Dagegen sei „Kultur 2020“ eher eine Bestandsaufnahme ohne wesentliche Impulse und verbindliche Perspektiven. „Besitzstandswahrung erscheint als visionär genug“ (172), konstatiert Könneke. Die derzeitige Landesregierung scheine bisher nicht willens oder in der Lage, in der Kulturpolitik neue Signale zu setzen. Stattdessen führe sie die Praxis der alten Regierung fort, ständig neue Fachbeiräte einzuberufen, deren Empfehlungen aber nicht umzusetzen. Den Titel des Koalitionsvertrags, „Der Wechsel beginnt“, kommentiert Könneke dann auch ernüchternd: „Hoffen und Glauben oder das Vermitteln von Telefonnummern aber werden dazu strukturell nicht ausreichen.“ (178) Rita Gerlach‑March beschreibt in ihrem Artikel über Mecklenburg‑Vorpommern eine ähnliche Verweigerungshaltung der Landespolitik gegenüber einer engagierten Kulturförderung. Dafür werde sogar das Votum von 50.000 Bürgerinnen und Bürgern im Rahmen einer Volksinitiative ignoriert und die seit 1994 in der Höhe unveränderte Landesförderung – also ohne Inflationsausgleich – als „Bekenntnis zur Sicherung der Theaterlandschaft auf hohem künstlerischen Niveau“ (195) verkauft. Für die kulturelle Vielfalt Deutschlands bleibe zu hoffen, dass den Worten von Politiker_innen wie Sabine Kunst auch Taten folgten: Ein Stillstand der kulturellen Entwicklung „wäre fatal, denn Kunst und Kultur selbst stehen nicht still“ (117).
Simone Winkens (SWI)
M. A., Politikwissenschaftlerin, Online-Redakteurin.
Rubrizierung: 2.325 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Norbert Sievers / Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2012. Essen: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9249-jahrbuch-fuer-kulturpolitik-2012_43223, veröffentlicht am 05.06.2013. Buch-Nr.: 43223 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken