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Wolfgang Benz (Hrsg.)

Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen

Berlin/Boston: Walter de Gruyter Saur 2012; XVIII, 682 S.; geb., 199,95 €; ISBN 978-3-598-24078-2
Der jüngste Band des auf sieben Teile angelegten Handbuchs (siehe auch Buch-Nr. 36023, 38217, 40039, 43211) widmet sich in historisch und geografisch weitgespannter Perspektive hauptsächlich „Träger[n] und Propagandisten, Förderer[n] und Nutznießer[n] des Antisemitismus“ (V). Es werden aber auch Vereinigungen zur Bekämpfung entsprechender Tendenzen dargestellt. Die der Antisemitismusforschung häufig vorgeworfene Opferperspektive wird damit aufgebrochen. Die Mehrheit der informativen Lemmata wurde von Historikern verfasst. Die von einigen Rezensenten wie Armin Pfahl-Traughber festgestellten begrifflichen Unklarheiten in den Vorgängerbänden ziehen sich dabei auch durch diesen Teil: Zuschreibungen wie antijüdisch und antisemitisch werden manchmal synonym benutzt, manchmal nicht. Insgesamt scheint die von Benz an anderer Stelle vorgelegte Definition von Antisemitismus als „Gesamtheit judenfeindlicher Äußerungen, Tendenzen, Ressentiments, Haltungen und Handlungen unabhängig von ihren religiösen, rassistischen, sozialen oder sonstigen Motiven“ (die einer wissenschaftliche Analyse nicht unbedingt zuträglich ist, weil sie Differenzierungen erschwert) die Grundlage zu bilden. Explizit ausgeführt wird das aber nicht. Inhaltlich erscheinen so gerade die Artikel zum katholischen Ordenswesen sehr pointiert und auf judenfeindliche Tendenzen hin zugespitzt. Der Beitrag zum politischen Katholizismus hingegen argumentiert sehr differenziert und auf einer breiten Literaturbasis. Häufig genug verweisen die Beiträge aber auch nur auf ein oder zwei eigene Titel des jeweiligen Verfassers. Durch mehrere Register und die Querverweise ist der Band gut zu erschließen. Der in Besprechungen der Vorgängerbände geäußerten Anregung, dem Autorenregister auch die jeweilig verfassten Beiträge beizugeben, wurde leider nicht entsprochen. Kritikwürdig scheint darüber hinaus die Preisgestaltung, auch wenn sie sich in bei dem Verlag mittlerweile üblichen Regionen bewegt. Der Öffentlichkeitsauftrag, dem sich das herausgebende Zentrum für Antisemitismusforschung dezidiert verpflichtet fühlt, wird so etwas konterkariert.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.1 | 2.23 | 2.25 | 2.61 | 2.4 | 2.5 | 2.35 | 2.31 | 2.22 | 2.62 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Berlin/Boston: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9240-handbuch-des-antisemitismus_43210, veröffentlicht am 31.01.2013. Buch-Nr.: 43210 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken