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Marta Neunteufel / Sophie Pfusterschmid

Global, Regional, Nachhaltig – eine Triade für die Zukunft?

Wien: Passagen Verlag 2012 (Passagen Gesellschaft); 215 S.; brosch., 24,- €; ISBN 978-3-7092-0054-4
Die globale Lage ist katastrophal und das Überleben der Menschheit in Gefahr, so lautet die alarmierende These, die die Autorinnen zum Anlass nehmen, einen Überblick über zentrale Fragen des Nachhaltigkeitsdiskurses zu geben. Im ersten Teil des Buches fragen sie, wie die derzeitigen ökologischen, ökonomischen und politischen Krisen entstanden sind. Eine Ursache sehen sie in den mit der „normal science“ (175) verbundenen Vorstellungen von Natur, Evolution, Menschenbild und Rationalität. Diese ignorieren die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Bereichen, indem sie sie als getrennte Systeme betrachten – bei gleichzeitiger Dominanz des ökonomischen Systems mit seinen Marktprinzipien. Notwendig ist ihrer Meinung nach indes eine „postnormale Wissenschaft“ (19), die einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, um mit Blick auf die Interdependenzen zentrale Fragen beantworten zu können – wie etwa die nach Handlungsweisen, die das Prinzip der Nachhaltigkeit unterstützen oder mit ihm im Einklang stehen. Auch wenn die Situation katastrophal ist, besteht nach Ansicht der Autorinnen eine Chance der Rettung, sofern der Weg der Nachhaltigkeit eingeschlagen wird. Solche Entwicklungspfade für „nachhaltige Kulturen“ (21) werden dann im zweiten Teil besprochen. Durch eine polyzentrische Governance wird der Fokus auf lokale Regulierungsstrukturen mit einer partizipatorischen Demokratie in allen gesellschaftlichen Entscheidungsbereichen gerichtet. Verbunden werden müssten diese mit einem ganzheitlichen Bewusstsein über die wechselseitigen Zusammenhänge, die über die politischen Grenzen hinaus wirksam werden. Neben dem Bewusstseinswandel geht es zudem ganz unmittelbar um Tätigkeiten, die gegen die Zerstörung der Erde gerichtet sind, wie zum Beispiel politische Proteste oder juristische Klagen. Gegen den schnell aufkommenden Vorwurf der Utopie verweisen die Autorinnen auf die Aussage des Quantenphysikers Hans‑Peter Dürr: „Wenn jedoch […] die Utopien von gestern die Realität von heute sind, so gilt auch gleichermaßen, dass den Realitäten von morgen Utopien von heute vorausgehen müssen.“ (21)
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 4.45 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Marta Neunteufel / Sophie Pfusterschmid: Global, Regional, Nachhaltig – eine Triade für die Zukunft? Wien: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9213-global-regional-nachhaltig--eine-triade-fuer-die-zukunft_43163, veröffentlicht am 04.04.2013. Buch-Nr.: 43163 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken