Skip to main content
Wolfgang Gründinger

Wir Zukunftssucher. Wie Deutschland enkeltauglich wird

Hamburg: edition Körber-Stiftung 2012; 223 S.; brosch., 16,- €; ISBN 978-3-89684-092-9
„Der demografische Wandel ist eine Gefahr – aber nur, wenn wir die Hände in den Schoß legen und ihn auf uns zurollen lassen. Es gibt viel zu tun. Packen wir es an.“ (29). Gründinger, geboren im Jahr 1984 und derzeit Promovend an der Berlin Graduate School of Social Sciences, versucht aber zunächst, seine Altersklasse zu typisieren – werde ihr doch oftmals vorgeworfen, „eine charakterlose Generation ohne Gesicht“ (37) zu sein. Die unter 30-Jährigen seien tatsächlich gekennzeichnet durch „eine Schizophrenie aus Konsumismus und Postmaterialismus, eine bizarre Mischung aus materieller Sorglosigkeit und sozialem Leistungsdruck, persönlichem Zukunftsoptimismus und diffuser Zukunftsangst, politischer Entfremdung und dem Bewusstsein, dass doch nicht alles so bleiben kann, wie es ist“ (37). Der Autor legt großen Wert darauf, die weitreichende Unzufriedenheit mit den Parteien, die oftmals „als abgehobene Apparate wahrgenommen“ (112) werden, nicht mit kollektiver Politikverdrossenheit zu verwechseln. Die durchaus vorhandene politische Courage habe sich vielmehr von Demonstrationen und der radikalen Infragestellung der Gesellschaftsstruktur in andere Protestformen gewandelt. Das Engagement zeige sich u. a. an sozialen und ökologischen Projekten, der Schaffung elektronischer Bildungsangebote, politisch motivierten Flashmobs und der Gründung nachhaltiger Wirtschaftsunternehmen. Gerade die sozialen Internet-Netzwerke, das „Mobilisierungstool Nummer eins“ (64), seien in den vergangenen Jahren zu einem alternativen Weg der politischen Partizipation avanciert. Mit bewusst provokanten Pauschalisierungen – „Hauptsache, es reicht fürs WG-Zimmer und die Clubnacht am Wochenende. Mehr brauchen wir gar nicht“ (41) – läuft der Autor zwar einerseits Gefahr, die Mitglieder der Generation über einen Kamm zu scheren. Andererseits erreicht Gründinger durch diesen offensiven Schreibstil in der ersten Person Plural eine authentische Charakterisierung seiner Altersklasse. Im letzten Teil des Buches führt Gründinger zahlreiche Verbesserungsvorschläge an, z. B. eine familienfreundlichere Gesellschaft, größere Mitentscheidungsrechte der Bürger, einen konsequenteren Schuldenabbau und eine nachhaltige Rentenreform, um dem Generationenkonflikt und der ungewissen Zukunft seiner Altersgruppe entgegenzuwirken.
Stefan Müller (SMÜ)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Trinity College Dublin.
Rubrizierung: 2.3 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Stefan Müller, Rezension zu: Wolfgang Gründinger: Wir Zukunftssucher. Hamburg: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9208-wir-zukunftssucher_43154, veröffentlicht am 17.01.2013. Buch-Nr.: 43154 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken