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Clemens Vollnhals (Hrsg.)

Jahre des Umbruchs. Friedliche Revolution in der DDR und Transition in Ostmitteleuropa

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2011 (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung 43); 406 S.; geb., 59,95 €; ISBN 978-3-525-36919-7
Der Band schließt an eine Reihe ähnlicher Veröffentlichungen an, die auf Veranstaltungen zum 20-jährigen Jubiläum des Umbruchs von 1989 beruhen. Vollnhals versammelt die Beiträge einer Tagung, die im Mai 2009 vom Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung und der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung in Dresden durchgeführt wurde. Der Schwerpunkt liegt auf der DDR sowie – vergleichend – auf den ostmitteleuropäischen „Bruderstaaten“ Polen, Tschechoslowakei und Ungarn. Zwei Abschnitte sind den Ereignissen und Strukturen von „1989“ gewidmet, in einem dritten Teil werden die Transformations- und Transitionsvorgänge bis in die Gegenwart hinein beleuchtet. Die Autoren – Politikwissenschaftler, Historiker, Soziologen – fragen nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden in den jeweiligen Entwicklungen. Zu den besonders interessanten Beiträgen zählt derjenige von Friedbert W. Rüb. Der Autor wendet sich aus analytischen Gründen gegen die Bezeichnung der Ereignisse von 1989 als Revolution – und damit dezidiert gegen mehrere andere Beiträger. Eine solche Bezeichnung verstelle den Blick auf die Einzigartigkeit der Umbruchprozesse, wie Rüb weitgehend überzeugend anhand von verfassungsrechtlichen Argumenten nachzuweisen sucht. Stattdessen schlägt er den Begriff „koordinierte Transformation“ vor, da „die Idee der souveränen verfassungsgebenden Gewalt“ durch eine weitgehende Selbstbeschränkung der oppositionellen Kräfte nicht verfochten worden sei und damit eine „radikale Kontinuität“ (263) zu den Vorgängersystemen bestanden habe. Nationale Unterschiede in der Analyse des Transformationsgeschehens werden im Beitrag von Jerzy Mácków deutlich, der thesenartig eine Marginalisierung des Totalitarismusbegriffs in der bundesdeutschen Politikwissenschaft kritisiert. Aufgrund der damit einhergehenden Annahme, „die postkommunistische Systemtransformation führe unausweichlich zur Demokratie, läuft die politologische Transformationsforschung der Entwicklung stets hinterher, statt ihre Forschungsschwerpunkte selbst zu bestimmen“ (169).
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.2 | 2.61 | 2.314 | 2.22 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Clemens Vollnhals (Hrsg.): Jahre des Umbruchs. Göttingen: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9177-jahre-des-umbruchs_41963, veröffentlicht am 05.04.2012. Buch-Nr.: 41963 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken