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Joachim Malleier

Lobbying für Behinderte. Interessenvermittlung am Beispiel des europäischen Behindertenforums in der Europäischen Union

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2011 (Politik und Demokratie 22); 129 S.; geb., 19,80 €; ISBN 978-3-631-60172-3
Diplomarbeit Wien; Betreuung: H. Kramer. – Menschen mit Behinderungen machen heute über 15 Prozent der EU-Bevölkerung aus. Diese Menschen sind, so der Autor, nicht nur persönlichen Einschränkungen ausgesetzt, sondern auch von „gleichberechtigter Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“ (7) ausgeschlossen. Diesem Thema widmet sich Malleier und untersucht zum einen den Entstehungsprozess und das Wirken des European Disabled Forums, einer europäischen sozialen Interessengruppe behinderter Menschen, im politischen System der EU. Zum anderen definiert er den Begriff der Behinderung und macht deutlich, dass nicht die Behinderung an sich, sondern deren Wahrnehmung und das gesellschaftliche Verständnis Folgen wie Mitleid oder Diskriminierung auslösen. Die Formulierung der Forderungen Behinderter nach Selbstbestimmung, Antidiskriminierung und Emanzipation in allen gesellschaftlichen Bereichen, so der Autor, bilde die relevante Behindertenpolitik in Europa. Bis 1997 habe es keine europäische Rechtsgrundlage hierfür gegeben. Im Vertrag von Amsterdam, der 1999 in Kraft trat, sei durch die in ihm enthaltenen Nichtdiskriminierungsbestimmungen mit dem Bezug auf Behinderung das Tor für eine gemeinschaftliche Behindertenpolitik geöffnet worden. Seit dem Jahr 2000 seien dann eine Reihe von europäischen Aktionsprogrammen für behinderte Menschen beschlossen worden. Damit sei eine Entwicklung in Gang gesetzt worden, die die Bedeutung von Behinderung im gemeinschaftlichen politischen Prozess zunehmend erhöhe. Mit der Formulierung in Artikel 26 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union, in dem anerkannt wird, dass Menschen mit Behinderungen das Recht haben, von Maßnahmen zu profitieren, die ihre Unabhängigkeit, soziale und berufliche Eingliederung und Beteiligung am Gemeinschaftsleben sichern, habe die EU einen wichtigen Schritt hin zu mehr sozialer Verantwortlichkeit gemacht.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 3.4 | 3.5 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Joachim Malleier: Lobbying für Behinderte. Frankfurt a. M. u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9176-lobbying-fuer-behinderte_41851, veröffentlicht am 18.10.2012. Buch-Nr.: 41851 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken