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Michael Wildt (Hrsg.)

Die Judenpolitik des SD 1935 bis 1938. Eine Dokumentation

München: R. Oldenbourg Verlag 1995 (Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 71); 220 S.; 35,- DM; ISBN 3-486-64571-4
Wildt weist in seiner Einleitung darauf hin, daß sich der Sicherheitsdienst (SD) keineswegs als eine "arbeitsteilige, technokratische Organisation" (63) verstand. Die Mitglieder des SD-Judenreferates legten Wert auf die politische Praxis: Die Ideologie bedeutete nichts, sofern man sie nicht praktisch umsetzen konnte. Insofern geraten die SD-Offiziere nicht zu ausführenden Organen, die sich befehlsgemäß mit dem "Judenproblem" beschäftigen. Sie sind stattdessen Täter, denn "sie haben die Apparate selbst konstruiert, die den millionenfachen Mord möglich machten" (64). Die meisten vom Autor präsentierten Dokumente stammen aus dem Zentrum für Aufbewahrung historisch-dokumentarischer Sammlungen in Moskau, die erst seit 1990 zugänglich sind. Der Band bietet demnach gänzlich neue Einblicke in die Arbeitsweise des SD-Judenreferates. Wenn auch die Auswahl der Dokumente subjektiv sein mag, so bietet der vollständige Abdruck der Dokumente dem Leser dennoch die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild von der Rolle des SD im Rahmen der Judenverfolgung im Dritten Reich zu machen, und dies für einen Zeitabschnitt, der angesichts der im Zweiten Weltkrieg beginnenden Judenvernichtung in der Forschung oft vernachlässigt wird. Aber gerade hier zeigt sich die menschenverachtende Akribie, mit der nach einer Lösung der gestellten Aufgabe (Judenverfolgung) gesucht wurde.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 2.312 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Michael Wildt (Hrsg.): Die Judenpolitik des SD 1935 bis 1938. München: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/885-die-judenpolitik-des-sd-1935-bis-1938_777, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 777 Rezension drucken