Nachhaltige Mobilität in Europa. Akteure, Institutionen und politische Strategien
So weit verbreitet die Einsicht in den "Querschnittscharakter" der Umweltpolitik theoretisch ist, so wenig praktische Fortschritte hat die Integration ökologischer Belange in andere Politikbereiche bisher gemacht. Der Autor untersucht diesen Widerspruch am Beispiel der Verkehrspolitik in der Europäischen Union. Der Verkehrssektor drängt sich zur Demonstration des Integrationsproblems förmlich auf, weil hier die Konflikte zwischen sektoralen und ökologischen Zielsetzungen besonders groß sind. Die Arbeit ist als policy-bezogene Institutionenanalyse angelegt; gefragt wird, "ob und wie bestimmte institutionelle Systeme die strategische Ausrichtung der Umwelt- und Verkehrspolitik beeinflussen" (18). Als Haupthindernis für die verkehrspolitische Integration ökologischer Ziele wird die "versäulte" Entscheidungsstruktur der EU ausgemacht, die eine Folge ihres Mehrebenensystems darstelle. "Versäulung" bedeutet, daß sich die sektorale Leistungsfähigkeit eines politischen Systems zu Lasten seiner "systemischen" Leistungsfähigkeit auswirkt. Um dem entgegenzuwirken, bedarf es nach Ansicht des Autors erstens einer institutionellen Öffnung der zentralen Entscheidungsverfahren (auf EU-Ebene), die das ökologische Moment stärker und frühzeitiger zur Geltung bringen müßte; zweitens einer Entflechtung (Dezentralisierung) der Verkehrspolitik, die es ermöglichen würde, Umweltbelange bereits auf den unteren (nationalen und regionalen) Entscheidungsebenen zu integrieren.