Ostasien wirkt auf viele im Westen inspirierend, verwirrend oder gar bedrohlich. Seine Länder haben große Kulturen entwickelt, die sich vom europäischen Kulturraum in vielerlei Hinsicht grundlegend unterscheiden, aber auch untereinander durch große Abstände getrennt sind. Einiges von dieser Vielfalt wird in dem Buch des langjährigen ARD-Korrespondenten in Tokio und Hongkong deutlich. Vahlefeld thematisiert vom Konfuzianismus als gemeinsamer Grundlage der ostasiatischen Gesellschaften über das Ende des europäischen Kolonialismus in Asien bis hin zur heutigen und künftigen Rolle Chinas und Japans eine Fülle brisanter Probleme, beläßt es jedoch zumeist bei einer eher plakativen Darstellung komplexer Sachverhalte. Er beginnt mit einer Schilderung des Niedergangs des europäischen Einflusses auf die asiatischen Gesellschaften, leitet nach einer Darstellung der Rolle des Konfuzianismus hinüber zu einer Erläuterung der geschichtlichen Entwicklung Ostasiens in diesem Jahrhundert und thematisiert am Ende die Rolle der beiden ostasiatischen Hauptmächte, China und Japan. Der Buchtitel suggeriert die oft gehörte These, daß das asiatische Zeitalter vor der Tür stehe, und tatsächlich ist Ostasien eine über alle Maßen dynamische Weltregion, aber ihr Erfolg beruht nicht allein auf dem Zurückdrängen von Kolonisatoren oder auf dem Konfuzianismus gründenden kulturellen Faktoren. Vahlefeld hat viele Fakten und interessante Anekdoten, vor allem aus der chinesischen und japanischen Geschichte zusammengetragen; er springt aber auch häufig von einem Absatz zum anderen über alle Länder- und Kulturgrenzen, scheut vor klaren, plakativen, ja klischeehaften Äußerungen nicht zurück - so nennt er beispielsweise die Japaner die Preußen Ostasiens. Aber trotz der auf mannigfaltige Weise variierten Erkenntnis, daß Asien wieder den Asiaten gehöre und diese im Kommen seien, überzeugt die an Huntingtons These vom Kampf der Kulturen angelegte Argumentation weder inhaltlich noch strukturell. Wer eine flüssig und ohne jeglichen Wissenschaftsjargon geschriebene Zusammenstellung verschiedenster Aspekte des Aufstiegs Ostasiens haben will, findet in dem Buch jedoch sicherlich einige Anregungen.