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Phillip H. Roth (Hrsg.)

Macht. Aktuelle Perspektiven aus Philosophie und Sozialwissenschaften

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2016 ; 317 S. ; kart., 29,95 €; ISBN 978-3-593-50304-2
Zweifellos ist die politikwissenschaftliche Diskussion über begriffliche Zugänge zum Phänomen der Macht ebenso in theoretische wie in gesellschaftliche Kontexte eingebettet. So bleibt diese zentrale Kategorie des Faches nicht unberührt von Veränderungen in der Theorienlandschaft oder wechselnden Aufmerksamkeiten der öffentlichen Wahrnehmung von Manifestationen der Macht. Das belegen auch die Beiträge einer interdisziplinären Tagung, die vom Herausgeber gemeinsam mit Ulrich Weiß im Namen der Hochschule für Politik im Herbst 2013 in der Friedrich von Siemens Stiftung in München durchgeführt worden ist. Als zunächst noch sehr allgemeiner Ausgangspunkt dienen zeitdiagnostische Beobachtungen einer gestiegenen Komplexität der Erscheinungen von Macht, die gesellschaftsstrukturell der zunehmenden Vernetzung von Kommunikationen und Technologien zugeschrieben werden. Begrifflich würde dem entsprechen, dass gegenüber klassischen handlungstheoretischen Konzeptionen Ansätze ein größeres Gewicht erhalten, die Macht als symbolisch vermittelte Relation untersuchen, heißt es in der Einleitung. Die Zusammenstellung der Beiträge – darunter etliche von Nachwuchswissenschaftlern – möchte die Pluralität möglicher Analyseperspektiven durch die Orientierung an vier thematischen Schwerpunkten zum Ausdruck bringen, die jeweils besondere Facetten des Phänomens hervorheben, ohne „Macht auf einen einheitlichen Begriff zu bringen“ (18). Alternative konzeptionelle Sichtweisen werden im ersten Teil mit Blick auf die Relevanz anthropologischer Interpretationen (Andreas Anter), an der Verschränkung von Macht und Gewalt unter normativen Gesichtspunkten (Katrin Meyer) und einer generellen Orientierungsfunktion von Macht (Werner Stegmaier) diskutiert. Die Bedeutung von Macht in Interaktionen wird im zweiten Teil unter Bezug auf Arendt (Marco Walter), Foucault (Marita Rainsborough) und Honneth (Stefano Grosso) behandelt. Explizit mediale Perspektiven sind Thema das dritten Teils, so das Konzept modaler Macht (Kurt Röttgers), der an Peirce anschließende Vorschlag, das Semiotische als eigenständige Machtdimension zu verstehen (Patrick Thor), sowie Nietzsche und Luhmann verbindende Überlegungen zur sozialen Macht (Philipp H. Roth). Formen der Institutionalisierung von Macht werden im vierten Teil beispielhaft erörtert: anhand einer von Elias‘ Figurationskonzept ausgehenden kritischen Diskussion der Postdemokratiethese (Hendrik Claas Meyer), der Auseinandersetzung mit dem Verständnis von Marktmacht in der klassischen Ökonomie (Pia Becker/Julian Dörr) und schließlich anhand von Thesen über die Machtlogik des kapitalistischen Systems (Manuel Knoll).
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Rubrizierung: 5.15.42 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Phillip H. Roth (Hrsg.): Macht. Frankfurt a. M./New York: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40192-macht_48051, veröffentlicht am 01.12.2016. Buch-Nr.: 48051 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken