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Werner Vogt

Winston Churchill und die Schweiz. Vom Monte Rosa zum Triumphzug durch Zürich

Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung 2015; 231 S.; 48,- €; ISBN 978-3-03810-086-7
„Let Europe Arise!“ – diese Handlungsanweisung an die europäischen Staaten findet sich am Ende der viel zitierten Rede Winston Churchills, die er im September 1946 in Zürich hielt. Darin sprach er sich für eine „Partnerschaft“ (213) zwischen Frankreich und Deutschland sowie die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa aus. Werner Vogt, der sich in seiner Dissertation und auch in seiner Funktion als Journalist der Neuen Zürcher Zeitung mit dem britischen Politiker eingehend beschäftigt hat, blickt in diesem Buch – es basiert unter anderem auf Auswertungen von Quellen aus dem Churchill Archives Centre in Cambridge – auf Churchills Besuche in der Schweiz in den unterschiedlichen Phasen seines Lebens und natürlich insbesondere auf das Jahr 1946. Allerdings habe sich Churchill mit seiner Rede nicht primär an ein Schweizer Publikum gewandt, sondern vielmehr an die internationale und britische Öffentlichkeit. Er habe einen „echten Beitrag zur Versöhnung der ehemaligen Kriegsgegner leisten“ wollen, um nicht nur als „Warlord“, sondern auch „als Architekt des Friedens“ (202) zu gelten, wenngleich in der Rede auch „eine gewisse Reserve“ gegenüber diesem neuen Europa erkennbar sei. Jedenfalls habe er Großbritannien nicht als „Teil der Familie“ gesehen, sondern dem Land eine „wohlwollende Patenrolle“ (159) zugedacht. Denn der Gedanke an eine Preisgabe von britischer Souveränität an ein zu schaffendes europäisches Staatsgebilde habe ihm „einen kalten Schauer über seinen Rücken gejagt“ (202). Churchills Engagement für die Einigung Europas sei, so berichtet Vogt, zusätzlich durch seinen „europäisch inspirierten Schwiegersohn Duncan Sandys“ (165) angetrieben worden. In diesem durch zahlreiche Fotos illustrierten Band lässt sich viel über Churchills Liebe zur Schweiz und über weitere Details seiner Person erfahren. Der Autor beschreibt ihn in jeder Beziehung als eine Ausnahmeerscheinung, „als Persönlichkeit, wie es in einem Jahrhundert nur wenige gibt, als Mensch und Staatsmann, der in der allerkritischsten Situation Übermenschliches leistete“ (42), der über „die Mobilisierungspower [verfügte], die heutzutage allenfalls die Rolling Stones haben“ (13), und humorvoll sowie schlagfertig war. Wenn dieser „periodisch auf Europa herunterschauen [könnte], so hätte er seine helle Freude gehabt am guten Einvernehmen zwischen Deutschland und Frankreich“ (203).
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Rubrizierung: 2.12.613.12.5 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Werner Vogt: Winston Churchill und die Schweiz. Zürich: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40058-winston-churchill-und-die-schweiz_47547, veröffentlicht am 08.09.2016. Buch-Nr.: 47547 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken