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Markus Gloe / Lutz Haarmann / Tom Thieme (Hrsg.)

Standortbestimmung Deutschlandforschung

Berlin: Duncker & Humblot 2016 (Schriftenreihe der Gesellschaft für Deutschlandforschung 108); 209 S.; 79,90 €; ISBN 978-3-428-14944-5
Ein Vierteljahrhundert nach der deutschen Einheit wurde das Jubiläum vielfach zu einer Bilanzierung der wissenschaftlichen Beschäftigung mit den beiden deutschen Staaten und dem vereinigten Deutschland genutzt. Auch die Gesellschaft für Deutschlandforschung als Fachvereinigung für Forschung, „die sich mit Gegenständen in Bezug auf die Sowjetische Besatzungszone […], die DDR […], den Vergleich der beiden deutschen Staaten, die Deutschlandpolitik der beiden deutschen Staaten […] sowie den Prozess und die Folgen der Wiedervereinigung beschäftigt“ (9), veranstaltete mehrere Konferenzen zum Thema (siehe auch Buch‑Nr. 48435). Eine Tagung im November 2014 in Dresden diente dabei insbesondere der Präsentation von Forschungsergebnissen des wissenschaftlichen Nachwuchses. Der zugehörige Band bietet so konzise Einblicke in aktuelle Projekte. Eine Auswahlbibliografie listet wichtige Grundlagenliteratur auf, die ausführliche Einleitung der Herausgeber fasst die Geschichte der Deutschlandforschung seit 1945 zusammen. Nach 1989/90 sei sie mit einer stärkeren Einbettung in gesamteuropäische Entwicklungen interdisziplinärer und internationaler geworden. Im konkreten Fall des Sammelbandes (dessen Kapitelgliederung nicht unbedingt kongruent ist) stammt die Mehrzahl der Beiträger_innen aus den klassischen beteiligten Disziplinen – Geschichts‑ und Politikwissenschaft –, zudem ist die Volkskunde vertreten. Dezidiert internationale Bezüge finden sich in zwei Beiträgen. Vier sind vergleichenden Aspekten zwischen „Ost“ und „West“ gewidmet. Drei behandeln Einzelfragen mit Blick auf die (ehemalige) DDR, die aber natürlich in übergreifende Zusammenhänge eingebettet sind. Marcus Böick untersucht hier wirtschaftliche Reformdebatten in der DDR zwischen November 1989 und Februar 1990: Es fand bei den Reformkommunisten ein beachtlicher Wandel statt, der sich unter anderem in verschiedenen marktwirtschaftlich geprägten Konzepten zeigte. Zu einer Umsetzung sollte es freilich nicht mehr kommen. Mathias Schütz beleuchtet die Behandlung des „deutschen Problems“ (73) im Kontext erster Ansätze europäischer Integration in der Nachkriegszeit. Beide Aspekte waren schon unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg eng miteinander verknüpft, um ein erneutes Hegemonialstreben Deutschlands zu verhindern.
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Rubrizierung: 2.315.22.3132.3142.315 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Markus Gloe / Lutz Haarmann / Tom Thieme (Hrsg.): Standortbestimmung Deutschlandforschung Berlin: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39953-standortbestimmung-deutschlandforschung_40046, veröffentlicht am 01.09.2016. Buch-Nr.: 48450 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken