„Die Globalgeschichtsschreibung hat Konjunktur. Seit dem Ende des ‚kurzen 20. Jahrhunderts‘ von 1914 bis 1991, als die Kampfrhetorik des Kalten Krieges mit der fortschreitenden Auflösung des Ostblocks ihren Sinn verlor, hat das Bemühen um einen erweiterten Blick auf die Geschichte der Welt mehr und mehr Einzug in die heiligen Hallen der Geschichtswissenschaft gehalten.“ (6) Globalgeschichte ist dabei mehr als Weltgeschichte. Sie ist Geschichte im globalen Bezug, Geschichte globaler Interaktion auf unterschiedlichen räumlichen Maßstabsebenen. In diesem Band richtet sich der Blick auf die Großräume Lateinamerika, Nordamerika, Subsaharisches Afrika, Zentralasien, Ostasien, Südostasien und Australien. Alle sieben „Areas“ werden dabei in ihren „Nord‑Süd‑Ost‑West‑Beziehungen“ analysiert, also in ihren Verbindungen, Interaktionen und Verflechtungen in alle globalen Richtungen. Der Zeitrahmen ist der der Neuzeit als der entscheidenden Phase der Generierung der „Gegenwart“. Dass dafür unterschiedliche Zeitspannen betrachtet werden, Lateinamerika zum Beispiel seit dem 16. Jahrhundert oder Ostasien von 1800 bis 1989, ergibt sich aus jeweiligen raumspezifischen Beziehungsmustern. Um sie im Sinne von Singularität und Typik zu spezifizieren, verfolgen alle Beiträge vier Schwerpunktperspektiven: den Aspekt Entwicklung/Unterentwicklung, das System von Kontakten/Konfrontationen/Verflechtungen, den historischen Wandel der Inwertsetzung von Räumen, schließlich die Verschiebung von Hegemonie‑ und Machtverhältnissen. Globalgeschichte entwickelt damit zunehmend ein auch für politikwissenschaftlich orientiertes Arbeiten fruchtbares Reservoir von Zugängen und Kategorien. Das zeigen etwa die Beiträge über Nordamerika unter dem Gesichtspunkt der historischen Entwicklung eines Hegemons oder über Südostasiens Weg aus der Marginalität. Die Politikwissenschaft sollte deshalb der Globalgeschichte eine wachsende Aufmerksamkeit zukommen lassen.