Skip to main content
Sebastian Netscher

European Inclusion: Electoral Differences and Individual Participation in European Parliament Elections

Köln: Universitäts- und Stadtbibliothek Köln 2014 (http://kups.ub.uni-koeln.de/5934/1/Netscher_2015.pdf); VII, 151 S.
Diss. Köln; Begutachtung: A. Kaiser, H. Dülmer. – Warum ist die Wahlbeteiligung auf europäischer Ebene geringer als bei nationalen Wahlen? Die bereits 1980 nach der ersten Wahl zum Europäischen Parlament aufgestellte Theorie der nationalen Nebenwahl („second‑order election theory“, 11) von Karlheinz Reif und Hermann Schmitt beantwortet die Frage mit einem Verweis auf die geringere Bedeutung der europäischen Ebene für das Wahlvolk sowie auf die Unterschiedlichkeit nationaler und supranationaler Wahlprozesse. Diese Unterschiede bilden den Ausgangspunkt der Studie, womit sich Sebastian Netscher einem weniger beachteten Aspekt der Theorie widmet und diese empirisch zu belegen versucht. Durch die als gering wahrgenommene Relevanz der Europawahl investierten einzelne Wähler_innen kaum in entsprechendes Wissen, um die Europawahl zu verstehen, sondern griffen auf die Kenntnis des nationalen politischen Systems zurück. Durch spezifische Eigenheiten der europäischen Wahl – andere Wahlbezirke, Verhältniswahlrecht, höhere Anzahl politischer Parteien sowie eine geringere ideologische Polarisierung – trage dieser Rückgriff aber nicht zu einem verbesserten Verständnis der Wahl bei. Im Gegenteil: Durch fehlende Kenntnis werde die demokratische Repräsentation verhindert und die Wahlbeteiligung gesenkt. Der Autor entwickelt zunächst Hypothesen, die die Beziehung von „electoral differences“ (7), politischem Wissen und Wahlbeteiligung genauer bestimmen. So sei etwa das ideologische Spektrum der Parteien auf EU‑Ebene (mehr Integration ja/nein) ein anderes als im nationalen Kontext (links/rechts), sodass eine Verortung für die Wähler_innen entlang der eigenen Präferenzen nicht richtig gelinge. Auf der Grundlage der Daten zur Wahlbeteiligung in den Mitgliedstaaten und des European Social Survey 2009 berechnet der Autor die Wahrscheinlichkeiten für eine individuelle Wahlteilnahme und versucht so, seine Argumentation zu plausibilisieren. Die Erklärungskraft der entwickelten Modelle ist dabei gering, während die repetitive Darstellung der unterstellten Wirkungszusammenhänge den nur begrenzten Erkenntnisgewinn der Studie offenbart.
{SJS}
Rubrizierung: 3.4 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Sebastian Netscher: European Inclusion: Electoral Differences and Individual Participation in European Parliament Elections Köln: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39912-european-inclusion-electoral-differences-and-individual-participation-in-european-parliament-elections_48402, veröffentlicht am 18.08.2016. Buch-Nr.: 48402 Rezension drucken