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Ken Binmore

Spieltheorie. Aus dem Englischen übersetzt von Volker Ellerbeck

Stuttgart: Philipp Reclam jun. 2013 (Reclams Universal-Bibliothek 18590); 272 S.; 7,60 €; ISBN 978-3-15-018590-2
Die Spieltheorie gehört inzwischen zu einem der wichtigen theoretischen Zugänge in der Politikwissenschaft, um politische Prozesse und Verhandlungen zu modellieren. Wer eine gut verständliche und preiswerte Einführung in die Theorie sucht, ist mit dem kleinen Reclam Sachbuch von Ken Binmore gut beraten. Dabei handelt es sich um eine Übersetzung der Originalausgabe „Game Theory. A Very Short Introduction“, die bereits 2007 bei Oxford University Press erschienen ist. Der Vorzug von Binmores Einführung ist der sprachlich gut verständlich Duktus, der von einem Rückgriff auf unzählige anschauliche Bilder und Spielsituationen lebt, anhand derer er exemplarisch Grundannahmen und ‑konstellationen der Theorie erklärt. Gleich zu Beginn macht er deutlich, dass die Theorie nur unter der Annahme funktioniert, „wenn Menschen ihre Spiele rational spielen“. Sie könne folglich nicht vorhersagen, „was zwei liebeskranke Teenager wie Romeo und Julia oder zwei Wahnsinnige wie Hitler oder Stalin als nächstes tun werden“ (10). Für diejenigen, die eher von der Annahme ausgehen, dass Menschen in der Mehrzahl der Fälle irrational handeln, wäre entsprechend an dieser Stelle bereits Schluss. Durch seinen reduktionistischen Stil dürfte Binmore aber auch Nicht‑Anhänger der Spieltheorie von ihrem Nutzen überzeugen. So modelliert er oft Spiele mit zwei Spielern, die er durchgängig Alice und Bob nennt. Mit diesen Protagonisten gelingt es Binmore zugleich einen roten Faden durch seine Darstellungen zu spinnen. Zudem widmet er der Problematik der „Zufälle“ (40 ff.) sowie dem „Rätsel“ und den „Paradoxien“ (235 ff.) zwei eigene Abschnitte. Insofern erkennt er an, dass in der sozialen Interaktion von Menschen immer auch „übernatürliche Kräfte“ wirken. Im Abschnitt „Auktionen“ verdeutlicht Binmore, wie sich mit spieltheoretischen Analysen – ganz praktisch und politikrelevant – auch staatliche Versteigerungen von Mobilfunklizenzen modellieren lassen. Mit seinen Ausführungen zum Nash‑Gleichgewicht verdeutlicht er zudem die Eigenarten von nicht‑kooperativen (politischen) Verhandlungen – ein Anwendungsfall, der mit Blick auf viele politische Auseinandersetzungen offenkundig gegeben ist. Aber auch hier hebt Binmore mit seinen Darstellungen hervor, dass es deutlich mehr Strategien als die in der Literatur immer wieder anzutreffende „‚Tit‑for‑tat‘‑Strategie“ (123) gibt.
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Rubrizierung: 5.45 Empfohlene Zitierweise: Henrik Scheller, Rezension zu: Ken Binmore: Spieltheorie. Stuttgart: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39980-spieltheorie_44263, veröffentlicht am 04.08.2016. Buch-Nr.: 44263 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken