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Thomas Mayer / Roman Huber

Vollgeld. Das Geldsystem der Zukunft. Unser Weg aus der Finanzkrise

Marburg: Tectum Verlag 2014 (Tectum Sachbuch); 320 S.; brosch., 18,95 €; ISBN 978-3-8288-3350-0
Geld sollte nur vom Staat, genauer von der Zentralbank erzeugt werden. Die Autoren plädieren für das sogenannte Vollgeld, weil von ihm „fast jede und jeder“ profitiere – außer Investment‑Banken, „Spekulanten“ (11) und „die gesamte Finanzelite“ (71), die dann auf lukrative Geschäfte „mit selbst erfundenem Geld“ (11) verzichten müssten. Die Autoren argumentieren für ihre Reformvorschläge überwiegend sachlich, setzen teils aber auch auf Ressentiments: „Leben wir noch in einer demokratischen Grundordnung oder hat nicht in Wirklichkeit eine abgehobene, oligarchische Clique von Bankern und Konzernlenkern die Macht übernommen?“ (19) Auf diese rhetorische Frage folgt die Feststellung, dass die Wirtschaft „einen ungebührlich hohen Einfluss auf die demokratisch legimitierte Politik“ (19) habe. Als Beispiel wird das Finanzmarktstabilisierungsgesetz („Banken‑Rettungsschirm“, 33) angeführt, das von der internationalen Wirtschaftskanzlei Freshfields ausgearbeitet worden sei. Allerdings verweisen Thomas Mayer und Roman Huber auch darauf, dass nicht allein „zockenden Banken und gierigen Managern“ (27) die Schuld etwa an der jüngsten Finanzkrise zugeschoben werden könne. Die für sie ursächliche Liberalisierung der Finanzmärkte sei unter Zustimmung von Parlamenten beschlossen und ermöglicht worden. Die Autoren kritisieren weiterhin, dass die Bundesregierung auf die Krise nach dem „TINA‑Prinzip“ (35) reagiert habe, ihre Entscheidungen also als alternativlos darstelle. Als einen zentralen Vorteil des Vollgelds führen Mayer und Huber die Verringerung der materiellen Ungleichheit zwischen Arm und Reich an, da es „leistungslose Einkommen“ (239) aus Spekulationsgeschäften erschwere und die Realwirtschaft stärke. Auch Marktverzerrungen würde das Vollgeld beseitigen, etwa die „‚too big to fail‘‑Garantie des Staates“ (271), die Großbanken bevorzuge. Kritikern, die eine Verstaatlichung von Banken oder eine Selbstbedienung der Regierung in einem Vollgeld‑System befürchten, entgegnen die Autoren, dass eine Zentralbank „völlig unabhängig wie ein Gericht“ (281) sei. Die Verfasser streben Volksabstimmungen zu Vollgeld‑Reformen an. Mayer ist Kampagnenleiter der Schweizer Vollgeld‑Initiative und Gründer von Mehr Demokratie e. V., für den Huber als geschäftsführender Vorstand aktiv ist. Verfasst und aufgemacht ist die Publikation als Sachbuch, kurze Textabschnitte werden durch Schaubilder und Fotos ergänzt. Trotzdem enthält es (viele Sekundär‑)Literaturverweise und ein sortiertes Quellenverzeichnis.
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Rubrizierung: 4.433.52.5 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Thomas Mayer / Roman Huber: Vollgeld. Marburg: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40063-vollgeld_48411, veröffentlicht am 15.09.2016. Buch-Nr.: 48411 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken