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Weert Canzler / Andreas Knie

Die digitale Mobilitätsrevolution. Vom Ende des Verkehrs, wie wir ihn kannten

München: oekom verlag 2016; 131 S.; 12,95 €; ISBN 978-3-86581-754-9
Die Sozialwissenschaftler Weert Canzler und Andreas Knie analysieren die Möglichkeiten einer vernetzten Elektromobilität in einer Sharing‑Economy als „Triple‑Win‑Situation“ (108) für Ökonomie, Umwelt und Gesellschaft. Die Autoren stellen zunächst eine „subtile Durchdringung aller Lebensbereiche durch das Digitale“ (8 f.) fest: Was digital nicht nutzbar ist, existiert nicht mehr. Entsprechend wird die Innovationslosigkeit der europäischen Automobilindustrie sowie des deutschen öffentlichen Nah‑ und Fernverkehrs kritisiert. Hier dominiere eine „Bereitstellungslogik“ und eine Beschränkung auf das „Bediengebiet“ (50), die das jeweilige Fahrzeug in den Mittelpunkt der Überlegungen stellten anstatt das Bedürfnis des Kunden, „hier und jetzt ein Fahrzeug zu bekommen“ (36) oder sich durch einmalige Onlineregistrierung den Zugang zu allen Möglichkeiten der Fortbewegung etwa über Car‑ oder Bikesharing‑Angebote zu sichern. Am Beispiel der kalifornischen Technologiekonzerne Google oder Tesla zeigen die Autoren, wie das moderne Auto als „connected car“ (75) zum Bestandteil einer umfassend vernetzten Smart City (auch auf dem Land) werden könnte. Darin mache es als öffentliches Gut und mobiler Energiespeicher das private Eigentum an Verkehrsmitteln (vor allem an PKWs) überflüssig und trage zur Dekarbonisierung des Verkehrs bei. Ökonomische Wertschöpfung werde dabei zunehmend durch die digitale Bereitstellung von Diensten erzielt, die die Planung von Mobilität und Verfügbarkeit von Fortbewegungsmitteln ermöglichten. Zwar gehen die Autoren im letzten Kapitel auch auf die „Paradoxie der Digitalisierung“ (120 f.) ein, die einerseits ein hohes Maß an Möglichkeiten eröffne, andererseits das Subjekt zu „Megadatensätzen aggregiert“ (121) und so staatlicher und korporativer Überwachung aussetze. Allerdings sehen sie durch die digitale Vernetzung „keine neue Qualität in den Möglichkeiten der Überwachung“ (111). Das schlanke Buch liest sich als hoffnungsvoller Zukunftsentwurf für die digitalen Möglichkeiten im Mobilitätsbereich, behandelt offene Fragen bezüglich Datenschutz, Privatsphäre oder ihrer politischen und wirtschaftlichen Umsetzbarkeit allerdings nur oberflächlich.
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Rubrizierung: 2.343 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Weert Canzler / Andreas Knie: Die digitale Mobilitätsrevolution. München: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39827-die-digitale-mobilitaetsrevolution_48322, veröffentlicht am 14.07.2016. Buch-Nr.: 48322 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken