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Ines-Jacqueline Werkner (Hrsg.)

Religion in der Friedens- und Konfliktforschung. Interdisziplinäre Zugänge zu einem multidimensionalen Begriff

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2016 (Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung Sonderband 1); 341 S.; brosch., 69,- €; ISBN 978-3-8487-2455-0
Dass Religionen in Gewaltkonflikte involviert sind, ist unstrittig. Umstritten ist hingegen schon, ob sie wirklich die Ursache darstellen, ob sie instrumentalisiert werden, um einen Konflikt zu befeuern, oder ob sie eine Eigendynamik entfalten, die je nach Religion Gewalt unterstützen oder auch eindämmen kann. Hier besteht der Bedarf an konkreten empirischen Studien. Aber diese setzen wiederum voraus, dass der Forschungsgegenstand, also die Religion, hinreichend präzise definiert werden kann – und genau diesem Anliegen ist dieser Sammelband gewidmet. Dazu werden zunächst unterschiedliche Ansätze dargelegt: Man kann Religion funktional (was sie leistet) und substantiell (was sie sagt) definieren oder beides miteinander kombinieren: Sinnstiftung durch Transzendenzbezug (Detlef Pollack). Bei der Bewertung gehen die Meinungen dann auseinander. Die religiöse Rede von Gott kann einerseits als Gegengewicht zu politisch totalitären Ideologien verstanden werden (Mariano Barbato), andererseits formuliert Matthias Basedau: „Vielleicht ist es eine besonders gefährliche Bedingung, wenn in monotheistischen Religionen die Missionierung der gesamten Menschheit Ziel ist. Die blutige Geschichte von Christentum und Islam mag daher möglicherweise nur bedingt Zufall sein“ (246). Dieses Zitat verdeutlicht aber auch das Problem der Fragestellung – und nur bedingt des Bandes. Weil Religion faktisch im Plural existiert, weil sich zudem die unterschiedlichen Religionen teilweise selbst und teilweise die anderen gar nicht als Religion verstehen (Hans‑Michael Haußig) und weil nicht zuletzt für fast alle Religionen gilt, dass sie eine umfassende Welterklärung bieten wollen (Wilhelm Gräb), darum ist es schwierig, sie von einem externen Standpunkt aus zu definieren. Andererseits ist solche Aufgabe für die Friedens‑ und Konfliktforschung unerlässlich, denn man kann sich weder auf eine theologische Binnensicht der Religion einlassen noch die Religionen vernachlässigen.
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Rubrizierung: 4.412.231.24.1 Empfohlene Zitierweise: Volker Stümke, Rezension zu: Ines-Jacqueline Werkner (Hrsg.): Religion in der Friedens- und Konfliktforschung. Baden-Baden: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39832-religion-in-der-friedens--und-konfliktforschung_48423, veröffentlicht am 14.07.2016. Buch-Nr.: 48423 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken