Skip to main content
Tim Krieger / Bernhard Neumärker / Diana Panke (Hrsg.)

Europe's Crisis. The Conflict-Theoretical Perspective

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2016 (Schriftenreihe des Arbeitskreises Europäische Integration e.V. 88); 225 S.; brosch., 49,- €; ISBN 978-3-8487-2149-8
Die Maßnahmen der EU gegen die Auswirkungen der globalen Finanz‑ und Wirtschaftskrise und der Krise des Euro verdeutlichen nicht nur das Fehlen eines nachhaltigen Mechanismus zur Konfliktlösung. Sie zeigen auch, dass wir uns an einem historischen Wendepunkt europäischer Integration befinden. Ausgehend von diesem Befund entwickeln die Autor_innen des Sammelbands eine Sichtweise, die nicht die Krise und ihre Ursachen, sondern vielmehr europäische Konflikt‑ und Lösungsmechanismen in den Mittelpunkt der Analyse stellt. Die aus einem Workshop an der Universität Freiburg hervorgegangenen Beiträge vereinen ökonomische, politikwissenschaftlich‑soziologische sowie juristische Perspektiven und sollen einerseits die vielfältigen Implikationen der Krise auf die europäische Integration, andererseits mögliche Lösungsansätze aufzeigen. Für Tim Krieger zeugen die Verhandlungen Griechenlands über benötigte Hilfskredite davon, dass in der EU „[p]ower‑based negotiation mechanisms“ (30) vorherrschend sind, in denen nicht gemeinsame Regeln, sondern das Schmieden von zwischenstaatlichen Allianzen etwa zur Vermeidung möglicher Sanktionen im Vordergrund stehen. Am Beispiel des internationalen Handelsregimes GATT deutet er an, wie die Schaffung von „rule‑based negotiations“ (31) auch in der EU gelingen könnte. Kritisch äußert sich auch der Italiener Francesco Nicoli, wenn er die redistributiven Effekte durch die Einführung des Europäischen Stabilitätspakts als ein schwerwiegendes Legitimationsproblem der EU bezeichnet und ein „legitimacy trilemma“ (185) aus fiskalischer Integration, demokratischer Legitimität und dem Fehlen eines europäischen Volkes konstatiert. Der Rolle Deutschlands nimmt sich Rafal Ulatowski aus Warschau an. Deutschland habe sich im Zuge der Krisenpolitik zum „lonely hegemon“ (147) entwickelt, der versuche, sein exportorientiertes Wirtschaftsmodell den europäischen Partnern aufzudrängen. Die Internationalität der Beiträge und der Fokus auf die Konflikthaftigkeit europäischer Krisenpolitik helfen dabei, die mögliche Entwicklung der europäischen Institutionen einzuschätzen und Problemfelder zu antizipieren.
{SJS}
Rubrizierung: 3.13.5 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Tim Krieger / Bernhard Neumärker / Diana Panke (Hrsg.): Europe's Crisis. Baden-Baden: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39692-europes-crisis_47973, veröffentlicht am 19.05.2016. Buch-Nr.: 47973 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken