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Ömer Yilmaz

A Constructivist analysis of Turkish Foreign Policy in 1980s and 2000s. The example of Turkey-U.S. Relations

Siegen: Universitätsbibliothek der Universität Siegen 2015 (http://dokumentix.ub.uni-siegen.de/opus/volltexte/2015/908/pdf/Dissertation_Oemer_Yilmaz.pdf); 329 S.
Diss. phil. Siegen; Begutachtung: J. Bellers, M. Porsche‑Ludwig. – Nicht zuletzt im Kontext der aktuellen Flüchtlingsbewegungen bringt sich die Türkei als wichtiger geopolitischer Akteur ins Spiel. Entgegen der Position, in Erdoğans Politik eine völlig neue Agenda zu sehen, argumentiert Ömer Yilmaz dafür, sie als eine Fortsetzung des Paradigmas des früheren Minister‑ und Staatspräsidenten Turgut Özal zu interpretieren. Auch dieser habe sich um eine proaktive, multidimensionale und selbstbewusste Ausrichtung der türkischen Außenpolitik bemüht. In seiner diskursanalytischen Untersuchung bringt der Autor den Konstruktivismus Alexander Wendts für einen Vergleich mit der türkischen Außenpolitik gegenüber den USA in den Jahren 1983‑1993 und 2002‑2012 ins Spiel. Die Theorie basiert auf der Annahme, dass sich aus den Identitäten und Sichtweisen der politischen Akteure bessere Einsichten zur Erklärung der Außenpolitik gewinnen lassen als aus der Analyse materieller Faktoren. Der Autor argumentiert zunächst, dass beide Staatsmänner durch eine „Muslim‑democratic identity“ (289) geprägt seien, die islamische und durch den Westen geprägte liberale Werte umfasse. Durch ihre ähnliche Sozialisation sähen beide in der Türkei einen Staat, der sich sowohl am Westen orientiere als auch Verantwortung gegenüber den arabischen Nachbarstaaten wahrnehme, mit denen er durch das Osmanische Reich eng verbunden gewesen sei. Diese übereinstimmende Perspektive der Staatsmänner wird mit ihrer Politik gegenüber dem Bündnispartner USA kontrastiert. Während Özal die USA beim zweiten Golfkrieg 1991 etwa militärisch unterstützte, versagte das türkische Parlament dem US‑amerikanischen Präsidenten beim Einmarsch im Irak 2003 seine Gefolgschaft. Zur Erklärung dieser Differenz verweist Yilmaz auf die veränderte nationale und internationale Situation, die sich etwa durch das Erstarken konservativer zivilgesellschaftlicher Akteure in der Türkei und die Wahrnehmung der Welt als eine multipolare grundlegend gewandelt habe. Obwohl einige Aussagen mittlerweile veraltet sind (Erdoğans Politik ist im Hinblick auf die Kurden oder die Medien derzeit kaum als besonders friedlich oder demokratiefreundlich zu bezeichnen), trägt die Studie dazu bei, das geopolitische Verhalten der Türkei besser nachzuvollziehen.
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Rubrizierung: 4.222.632.642.244.41 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Ömer Yilmaz: A Constructivist analysis of Turkish Foreign Policy in 1980s and 2000s. Siegen: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39662-a-constructivist-analysis-of-turkish-foreign-policy-in-1980s-and-2000s_48225, veröffentlicht am 04.05.2016. Buch-Nr.: 48225 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken