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Noam Chomsky / Ilan Pappé

Brennpunkt Palästina. Gespräche über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eines besetzten Landes. Hrsg. von Frank Barat. Aus dem amerikanischen Englisch von Julia Schaefermeyer

Münster: Unrast 2015; 191 S.; 14,- €; ISBN 978-3-89771-055-9
Der britische Aktivist Frank Barat hat für dieses Buch Ilan Pappé und Noam Chomsky zusammengebracht. In einem ersten Teil wird eine Diskussion zwischen ihnen abgedruckt, in der sie sich mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Palästinas auseinandersetzen. Ihnen geht es dabei auch darum, einen neuen Diskurs über die Israel‑Palästina‑Frage voranzutreiben, der sich von der bisherigen Debatte unterscheidet. Diese stütze sich auf die Sprache und die Begriffe, die von den hegemonialen Mächten vorgegeben worden seien. Dabei handele es sich um Begriffe wie „Zweistaatenlösung“, „Friedensprozess“ oder „ein Land für zwei Völker“. Ein neuer Diskurs sollte sich ihnen zufolge hingegen an anderen Begriffen wie „Dekolonialisierung“, „Regimewechsel“ und „Einstaatenlösung“ orientieren. Damit wird auch schon ihre Perspektive auf den Nahostkonflikt deutlich: „Gemäß dieser Sichtweise ist Palästina in seiner Gesamtheit ein Gebiet, das auf die eine oder andere Art und Weise von Israel kolonialisiert und besetzt wurde und wird, und auf diesem Gebiet werden Palästinenser*innen Opfer verschiedenster legaler und unterdrückerischer Regimes, die aus ein und derselben ideologischen Quelle stammen: dem Zionismus.“ (21) Chomsky und Pappé fordern dementsprechend eine Entkolonialisierung und sehen das Ziel in der Einstaatenlösung, in einer Demokratie für alle. Darüber hinaus finden sich im zweiten Teil des Buches Einzelbeiträge der beiden Autoren. Pappé formuliert in einem seiner Aufsätze die These, die israelische Politik gegenüber dem Gazastreifen sei eine Politik des „schleichenden Genozids“ (140). Die Angriffe auf Gaza in den vergangenen Jahren würden zeigen, dass es eine „Politik des Völkermords“ gebe, hinter der eine umfassende Strategie stehe, „die palästinensische Entscheidung zu vereiteln, eine Einheitsregierung zu formen, die selbst die Vereinigten Staaten nicht mehr ablehnen könnten“ (141). Chomsky befasst sich in einem seiner Beiträge mit den Waffenstillstandsabkommen und erneuten Gewaltausbrüchen. Nur eine Partei ergreifend, erkennt er darin einen festen Ablauf: „Das wiederkehrende Muster ist dann, dass Israel das Abkommen missachtet, welches auch immer gerade gilt, während die Hamas es einhält – wie Israel offiziell anerkannt hat –, bis ein scharfer Anstieg israelischer Gewalt eine Antwort der Hamas provoziert, worauf noch heftigere Gewalt folgt.“ (168)
{JBU}
Rubrizierung: 2.63 Empfohlene Zitierweise: Jessica Burmester, Rezension zu: Noam Chomsky / Ilan Pappé: Brennpunkt Palästina. Münster: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39616-brennpunkt-palaestina_47937, veröffentlicht am 21.04.2016. Buch-Nr.: 47937 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken