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Serge Embacher / Susanne Lang (Hrsg.)

Recht auf Engagement. Plädoyers für die Bürgergesellschaft

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2015; 176 S.; brosch., 14,90 €; ISBN 978-3-8012-0450-1
Der Titel dieses Sammelbandes drückt den Anspruch aus, mit dem die „Enquete‑Kommission Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“ unter Vorsitz von Michael Bürsch Anfang 2000 ihre Arbeit aufnahm, um Vorschläge für die Stärkung der Bürgergesellschaft zu erarbeiten: Engagementförderung bedeutet Demokratieförderung, Ehrenamt ist ohne politische Partizipation nicht zu denken. Dieser „inhaltliche Konsens“ wurde, so heißt es in der Einleitung, mit der schwarz‑gelben Koalition (2009‑2013) „aufgekündigt“, indem die beiden Kernelemente voneinander abgekoppelt, politische Partizipation ins Abseits und Engagement in den „Kontext einer Bürgerpflicht“ (13) gerückt werden sollte. Unter dem Eindruck dieser politischen Kehrtwende sind die Beiträge in diesem Band entstanden. Sie gehen zurück auf eine Tagung des Arbeitskreises Bürgergesellschaft und Aktivierender Staat der Friedrich‑Ebert‑Stiftung im Jahr 2012, auf der es, zehn Jahre nach Vorlage des Berichts der Kommission, um eine Bestandsaufnahme der Demokratie‑ und Engagementpolitik in Deutschland ging. Unter den Texten ist auch die letzte öffentliche Rede des 2012 verstorbenen Michael Bürsch, der darin nachdrücklich für partizipative Strukturen und einen neuen Gesellschaftsvertrag eintritt. Was „Engagementpolitik nach Michael Bürsch“ (21) bedeuten kann, erörtern Susanne Lang und Serge Embacher. Sie zeichnen ein ambivalentes Bild der bisherigen Entwicklungen und fragen nach den daraus zu ziehenden Lehren. Demnach ist bürgerschaftliches Engagement zu sehr „in Konsenskategorien vorgestellt und als Konfliktthema verkannt“ (35), sind die „Beharrungskräfte […] der organisierten Zivilgesellschaft“ (39) unterschätzt worden. Zudem weise die Konzeption von Engagementpolitik als eigenes Politikfeld eine Engführung auf, „über die in Vergessenheit zu geraten droht, dass bürgerschaftliches Engagement seine politische Kraft aus der Einmischung zieht, aus der Bearbeitung gesellschaftlicher Konfliktlinien wie Ökologie, Frieden, soziale Gerechtigkeit oder Geschlechtergerechtigkeit, nicht aber aus der Beschäftigung mit sich selbst“ (36). Kritik an der rückwärtsgewandten Engagementpolitik üben auch Rupert Graf Strachwitz und Roland Roth in ihren Aufsätzen, während Ansgar Klein und Thomas Olk ein normatives Konzept der assoziativen Demokratie skizzieren. In weiteren Beiträgen geht es um Stand und Perspektiven einzelner Bereiche der Engagementpolitik. Insgesamt liest sich der Band als eine Geschichte von Aufbruch, Scheitern und Wiederbelebung einer ambitionierten Idee.
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Rubrizierung: 2.3312.3333.4 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Serge Embacher / Susanne Lang (Hrsg.): Recht auf Engagement. Bonn: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39611-recht-auf-engagement_45435, veröffentlicht am 21.04.2016. Buch-Nr.: 45435 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken