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Eckart Conze / Joachim Scholtyseck / Erich Weede (Hrsg.), in Verbindung mit Jürgen Frölich und Ewald Grothe

Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung. 27. Jahrgang 2015. Hrsg. im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015; 316 S.; 52,- €; ISBN 978-3-8487-2477-2
Anlässlich des 200. Geburtstags von Otto von Bismarck legt diese Ausgabe des Jahrbuchs zur Liberalismus‑Forschung den Schwerpunkt auf die Verbindungen zwischen Bismarck und dem Liberalismus. Es geht zurück auf ein Kolloquium im November 2014 in Friedrichsruh, das vom Archiv des Liberalismus und der Otto‑von‑Bismarck‑Stiftung veranstaltet wurde. Frank Lorenz Müller untersucht in seinem Beitrag, welche Rolle der preußisch‑deutsche Kronprinz Friedrich Wilhelm und spätere Kaiser Friedrich III. für Bismarck spielte. Er zeigt, wie stark Bismarck seine Politik an der Person des Herrschers beziehungsweise künftigen Herrschers ausrichtete und dabei gleichzeitig auch gegen linksliberale Initiativen vorging. Demnach hatte Bismarck zum Beispiel schon vor der Thronbesteigung damit begonnen, ihn von linksliberalen Einflüssen abzuschotten sowie mithilfe der Kolonialpolitik eine völlige Umgestaltung des parteipolitischen Liberalismus herbeizuführen. Und auch nach dem Tod Friedrich III. kämpfte Bismarck gegen linksliberale Versuche, diesen als liberalen Volkskaiser zu deuten. Jürgen Frölich zeigt, dass Bismarck dennoch auch Eindruck auf Vertreter des Linksliberalismus machte. Für Friedrich Naumann war Bismarck jedenfalls „bis fast zum Lebensende ein äußerst wichtiger Bezugspunkt“ (77). Naumann bezog sich im Verlauf seines Lebens auf unterschiedliche Aspekte der Bismarck‘schen Politik und entwickelte anhand dessen seine politischen Konzepte. „Dies geschah auf unterschiedliche Art, vereinfacht gesagt: innenpolitisch eher gegen Bismarck, außenpolitisch bei Mitteleuropa unter Berufung auf Bismarck und schließlich verfassungspolitisch gewissermaßen als Fortentwicklung Bismarcks.“ (77 f.) Auch Naumanns Ziehsohn Theodor Heuss befasste sich, wenn auch nur am Rande, mit Bismarck, wie Ines Soldwisch zeigt. Allerdings macht sie auch deutlich: „Theodor Heuss hat Bismarck nie als persönliches Vorbild oder persönlichen Bezugspunkt in seinem Leben gesehen.“ (128) Heuss‘ Äußerungen ließen zwar nur wenige Rückschlüsse auf eine Bewertung Bismarcks erkennen, was aber die Außenpolitik betreffe, so habe Heuss wie Naumann ein positives Bild von Bismarck gehabt.
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Rubrizierung: 2.312.3112.32.352.3314.422.313 Empfohlene Zitierweise: Jessica Burmester, Rezension zu: Eckart Conze / Joachim Scholtyseck / Erich Weede (Hrsg.), in Verbindung mit Jürgen Frölich und Ewald Grothe: Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung. 27. Jahrgang 2015. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39558-jahrbuch-zur-liberalismus-forschung-27-jahrgang-2015_47951, veröffentlicht am 24.03.2016. Buch-Nr.: 47951 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken