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Simon Bujanowski

Vom "schwierigen Partner" zum europäischen Gestalter. Grundlagen, Einflussfaktoren und Entwicklungen der Europapolitik Polens

Online-Publikation 2014 (http://hss.ulb.uni-bonn.de/2014/3683/3683.pdf); 471 S.
Diss. phil. Bonn; Begutachtung: V. Kronenberg, T. Mayer. – Seit der Machtübernahme der rechtskonservativen PiS im Oktober 2015 und der Einführung umstrittener Justiz‑ und Medienreformen rumort es zwischen Polen und der EU. In diesem Kontext kommt die Untersuchung von Simon Bujanowski über die Rolle Polens in der EU gerade recht. Explizit möchte der deutsch‑polnische Autor einen „wissenschaftlichen Beitrag zum besseren gegenseitigen Verständnis leisten“ (15), um dadurch Annäherung und Integration voranzubringen. Hierfür leitet er zunächst mögliche Interessen und Motive der polnischen Europapolitik wie Souveränität und Status aus den historischen Erfahrungen sowie der außenpolitischen Ausrichtung Polens nach 1989 ab, um anhand dreier Fallbeispiele im Zeitraum zwischen 2002 (Beitrittszusage der EU) und 2010 die Europapolitik Polens nachzuvollziehen. Die Themen EU‑Integration, Sicherheitspolitik und Energiesicherheit werden anhand des Lissabonner Vertrags, des von den USA propagierten Raketenschilds sowie des Pipelineprojekts zwischen Russland und Deutschland nach den zuvor herausgearbeiteten Faktoren untersucht. Als Ergebnis der qualitativen Inhaltsanalyse identifiziert der Autor drei Phasen der polnischen Europapolitik, die sich mehr durch ihren Stil als ihre inhaltliche Ausrichtung unterscheiden. Auf die Beitrittsphase, die durch eine „Enttäuschung der ideellen Erwartungen durch den Vorrang des Pragmatismus“ (421) in der EU gekennzeichnet gewesen sei, sei eine Konfliktphase gefolgt. Diese sei gekennzeichnet gewesen durch die Demonstration der polnischen Souveränität, „gepaart mit mangelnder Erfahrung im europapolitischen Umfeld“ (417). Hieran angeschlossen habe sich die gestaltende Phase, in der „Wert auf Verständigung und Kooperation gelegt“ (415) und der „Anspruch einer konstruktiven Rolle innerhalb der Union“ (417) erhoben werde. Nicht nur stimmen diese Phasen mit der Schärfe innenpolitischer Auseinandersetzungen in Polen überein (von 2005 bis 2007 etwa regierte die PiS schon einmal), auch sieht der Autor eine „auffallend starke Parallelität zwischen den polnischen Interessenkonflikten mit der EU und jenen mit Deutschland“ (429). Bujanowski konstatiert, dass Polen einen wichtigen Beitrag zur europäischen Integration leisten kann, wenn die großen EU‑Mitglieder dies unterstützen. Er liefert einen wichtigen Beitrag zum Verständnis polnischer Europapolitik und auch zur Einordnung der aktuellen Auseinandersetzung.
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Rubrizierung: 3.74.222.61 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Simon Bujanowski: Vom "schwierigen Partner" zum europäischen Gestalter. 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39530-vom-schwierigen-partner-zum-europaeischen-gestalter_47484, veröffentlicht am 17.03.2016. Buch-Nr.: 47484 Rezension drucken