Skip to main content
Michael Gehler / Marcus Gonschor / Hinnerk Meyer (Hrsg.), unter Mitarbeit von Severin Cramm und Miriam Hetzel

Banken, Finanzen und Wirtschaft im Kontext europäischer und globaler Krisen. Hildesheimer Europagespräche III

Hildesheim/Zürich/New York: Georg Olms Verlag 2015 (Historische Europa-Studien 11); 687 S.; pb., 68,- €; ISBN 978-3-487-15041-3
Seit einigen Jahren organisiert das Institut für Geschichte der Universität Hildesheim eine hochschulöffentliche Vortragsreihe, die sogenannten Europagespräche. In diesem dritten Band der Reihe (siehe Buch‑Nr. 41522 und 43371) werden die Vorträge und anschließenden Diskussionen der Jahre 2008 bis 2013 dokumentiert. Diese stammen von Geschichts‑ und Politikwissenschaftlern, Bankexperten sowie Politikern, die sich mit Aspekten der Eurokrise beschäftigt haben. Die Texte sind drei Abschnitten zugeordnet: Im ersten Teil geht es um politische Kontexte und Voraussetzungen auf dem Weg zur europäischen Einheitswährung. Michèle Weinachter blickt auf das deutsch‑französische Verhältnis und lobt dabei Valéry Giscard d’Estaings Rolle, der sich wiederholt für die Beziehungen zwischen den beiden Ländern und den europäischen Einigungsprozess eingesetzt habe. Er sei davon überzeugt, dass die Währungsunion nur eine Etappe sei, aus der zwangsläufig die politische Union erwachse. Für Guido Thiemeyer stellt der Euro ein Instrument Europas dar, um einerseits global auf die Finanzmärkte einwirken zu können und zugleich unabhängiger von den USA zu werden. Ähnlich lautet die Einschätzung von Theo Waigel: Ohne den Euro habe Europa keine Chance im globalen Wettbewerb der großen Währungsräume. Im zweiten Part, der die Finanz‑ und Wirtschaftspolitik im Mehrebenensystem thematisiert, spricht Hans Eichel, ähnlich wie Giscard D’Estaing, über die Notwendigkeit der Einführung einer gemeinsamen Währung, da sie integrationsfördernd wirke. Allerdings kritisiert er, dass „die europäische Integrationspolitik nach Einführung des Euros eher halbherzig“ (325) betrieben worden sei. Lehren aus der Krise finden sich im dritten Teil. So hält Jürgen Stark es für wichtig, dass die Finanzmärkte transparenter werden und „deren Funktionsweise gleichzeitig verbessert werden müsse“. Auch seien eine stärkere Eigenkapitalunterlegung bei der Kreditvergabe und eine bessere Überwachung der Finanzinstitute erstrebenswert. Es gelte unbedingt zu verhindern, dass sich das Banken‑ und Finanzsystem wieder von der Realwirtschaft abkopple. Einen Paradigmenwechsel hält er für notwendig: „Man habe sich wieder auf die Grundfunktionen des Bankwesens zurückzubesinnen.“ (457) Mit der Erkenntnis, dass sich der Euro in der Krise bewährt hat, schließt Stark seinen Beitrag: „Ohne die Einheitswährung wäre die Reaktion auf die Krise wesentlich heterogener und weniger effektiv gewesen. Der Euro und die EZB [haben] sich als Stabilitätsanker erwiesen.“ (458)
{STE}
Rubrizierung: 3.53.13.72.612.325 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Michael Gehler / Marcus Gonschor / Hinnerk Meyer (Hrsg.), unter Mitarbeit von Severin Cramm und Miriam Hetzel: Banken, Finanzen und Wirtschaft im Kontext europäischer und globaler Krisen. Hildesheim/Zürich/New York: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39529-banken-finanzen-und-wirtschaft-im-kontext-europaeischer-und-globaler-krisen_47376, veröffentlicht am 17.03.2016. Buch-Nr.: 47376 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken