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Lena Partzsch / Sabine Weiland (Hrsg.)

Macht und Wandel in der Umweltpolitik

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Zeitschrift für Politikwissenschaft. Sonderband 2015 II); 238 S.; 49,- €; ISBN 978-3-8487-1969-3
Wie kann der notwendige radikale Wandel in der Umweltpolitik gelingen? Zur Bearbeitung dieses Themas stellen Lena Partzsch und Sabine Weiland die Machtfrage: Sie wollen im neuesten ZPol‑Sonderband „Wandel und Stillstand in politischen Steuerungsprozessen“ (8) untersuchen, die sich besonders im Bereich der drängenden Nachhaltigkeitsprobleme wie Klimawandel und Artensterben fatal auswirken. Gegliedert ist das Buch nach drei theoretischen Machtperspektiven: „‚power over‘ (Zwang und Manipulation), ‚power to‘ (Gestaltungsfähigkeit) und ‚power with‘ (gemeinsames Handeln)“ (7). Partzsch und Weiland bemängeln zu Recht, dass die bisherige Forschung zum Thema Macht und Herrschaft im Bereich Umweltpolitik „sehr idealistisch geprägt und mitunter geradezu naiv“ (20) erscheint, da sie vor allem emanzipative und partizipative, am gemeinsamen Handeln orientierte Steuerungskonzepte fokussiert (also die Dimensionen ‚power with‘ und ‚power to‘). Jedoch stellt die Entscheidung, wer an Aushandlungen überhaupt teilnehmen darf oder wer von Empowerment profitiert, schon eine asymmetrische Machtausübung im Sinne von Herrschaft (‚power over‘) dar, erläutern die Herausgeberinnen. In ihrem Schlussbeitrag resümieren sie, dass die Machtdimension ‚power over‘ zur Durchsetzung des Nachhaltigkeitswandels unerlässlich sei, die anderen beiden Dimensionen aber oft entscheidende Impulse für diesen Wandel lieferten. „Letztlich stellt also das Zusammenspiel der drei Machtformen die Voraussetzung für einen erfolgreichen umweltpolitischen Wandel dar.“ (234) Achim Brunnengräber und Daniel Häfner diskutieren in ihrem Text den Suchprozess für ein deutsches Endlager für Atommüll als Beispiel für ‚power over‘, da „die Endlager‑Governance vorwiegend ein staatliches Projekt mit wenigen Zugeständnissen darstellt“ (68). Trotz des Ziels, die Zivilgesellschaft stärker einzubinden, entscheide letztlich das Parlament. Der ‚power to‘‑Perspektive widmet Henning Möldner seinen Beitrag, in dem er die diskursive Macht der Medien am Beispiel der Berichterstattung der Zeitungen SZ und Die Welt über die Nuklearkatastrophe von Fukushima untersucht. Ergebnis seiner wissenssoziologischen Diskursanalyse ist, dass die SZ vor und nach Fukushima eher atomkritisch publizierte, während Die Welt nach der Katastrophe einen Diskurswandel hin zu einer Ablehnung der Atomkraft vollzog. Der Autor sieht darin den Beginn einer „Diskurshegemonie“ (128) zugunsten des Atomausstiegs.
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Rubrizierung: 2.2612.22.3413.52.224.45 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Lena Partzsch / Sabine Weiland (Hrsg.): Macht und Wandel in der Umweltpolitik Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39524-macht-und-wandel-in-der-umweltpolitik_48162, veröffentlicht am 10.03.2016. Buch-Nr.: 48162 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken